Augen zu und durch – Die Pille

Akne, depressive Verstimmung, Libidoverlust: Viele Frauen teilen unter #mypillstory ihren Unmut über die Antibaby-Pille. Maximiliane Lang berichtet, wie der Frauenarztbesuch mit 13 Jahren zum Pillenrezept führte und warum sie die künstlichen Hormone schließlich absetzte. Experten klären auf: Die Pille ist ein Medikament, dessen Nebenwirkungen oft vergessen werden.

Persönliche Erfahrungen und Hashtag #mypillstory

„Meine Erfahrungen:

  • Akne,
  • depressive Verstimmung,
  • Müdigkeit und
  • Libidoverlust.“

„Pille nie wieder. Als ich die Pille noch genommen habe, dachte ich mir, wieso eigentlich? Will doch eh kein Sex mehr.“

„Lustkiller Nummer eins. Ich habe mich fremd gesteuert gefühlt und hatte keinen Bezug zu meinem Körper.“

So oder so ähnlich machen Mädchen und Frauen unter dem Hashtag #mypillstory ihrem Unmut über die Anti-Baby-Pille Luft.

Maximilianes erster Besuch beim Frauenarzt

Auch Maximiliane Lang hat fünf Jahre lang die Pille genommen. Mit fast 13 Jahren hat sie ihren ersten Freund. Der Besuch beim Frauenarzt endet klassisch mit einem Pillenrezept.

Maximiliane Lang:

„Mit 13 kann man sich vorstellen, da habe ich dann auch nicht weiter nachgefragt. Mir wurde jetzt auch nichts Schlimmes erzählt, was daran eventuell negativ sein könnte. Dann habe ich das halt genommen.“

Die Frauenärztin erwähnt die Gefahr einer Thrombose, aber weil Maximiliane nicht raucht, hat sich das Thema für die Ärztin erledigt.

Durch den Hashtag #mypillstory wird klar, die meisten Pillenkonsumentinnen wurden von den auftretenden Nebenwirkungen überrascht.

Expertenstimme: Die Pille ist ein Medikament

Johanna Knott ist Sozialpädagogin und arbeitet im Gesundheitsamt Ansbach im Sachgebiet Gesundheitsförderung. Das fehlende Wissen erklärt sie sich folgendermaßen:

Johanna Knott:

„Die Pille ist immer ein Medikament. Und weil es so viele nehmen, wird es oft vergessen. Jedes Medikament, was eine Wirkung hat, hat auch eine Nebenwirkung. Von Thrombose über Migräne, über Stimmungsschwankungen, über Zunahme beim Gewicht. Ein anderes Medikament würde man freiwillig nie, 15, 20 Jahre nehmen.“

Johanna Knott klärt in Schulen die 8. Klasse über Verhütung auf. Auch hier bleibt nur Zeit, um näher auf die Pille und das Kondom einzugehen. Richtig eingenommen ist die Pille schließlich eines der sichersten Verhütungsmittel.

Johanna Knott:

Teilweise hat die Pille mittlerweile den Status, wenn es ein Mädchen nimmt, ist sie dem Erwachsensein ein ganz großes Stück näher gekommen.

Fehlende Aufklärung und seelische Belastung

Die Listen der Nebenwirkungen wachsen. Auf dem Beipackzettel muss jede bekannte Nebenwirkung aufgeführt werden.

Um mit mir über die Pille zu sprechen, dafür konnte und wollte sich kein Frauenarzt Zeit nehmen.

Auch Maximilianes Frauenärztin hatte für ihre Sorgen damals kein offenes Ohr.

Maximiliane Lang:

„Sie wusste auch von meinen Problemen, aber sie hat da nie alles auf die Pille geschoben.

Ich war ständig traurig, ich hatte ständig irgendwie Zweifel. Ich habe nicht mehr unbeschwert gegessen, sondern mir öfter Gedanken gemacht.“

Über Instagram erfährt Maximiliane mit 18 von der Nebenwirkung und der Wirkungsweise der Pille. Zum Beispiel, dass die Regel in den 7 Tagen Pillenpause gar keine normale Menstruation ist, sondern nur eine Hormonentzugsblutung, eine Pseudomenstruation. Diese Idee wurde entwickelt, um bei Frauen damals die Akzeptanz für die Pille zu erhöhen.

Absetzen, Alternativen und NFP

Maximiliane setzt die Pille mit 18 Hals über Kopf ab. Sie hat genug von den künstlichen Hormonen. In den ersten Monaten stellt sie dabei nicht nur positive Wirkungen fest.

Maximiliane Lang:

„Massive Bauchschmerzen, nicht nur während der Periode, sondern auch so.“

Maximiliane probiert dann die Kupferspirale und den Verhütungsring. Beides verträgt sie nicht. Sie entschließt sich für die NFP-Methode, also die natürliche Familienplanung und Kondome.

Durch Signale ihres Körpers kann sie den Zeitpunkt ihres Eisprungs bestimmen. Ihre Daten gibt sie in eine App ein. Diese berechnet die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage.

Maximiliane Lang:

„Man merkt dann, je länger man die Pille nicht mehr nimmt, dass das schon nach einem bestimmten Rhythmus läuft. Und dann merkst du auch Körpersignale besser zu deuten.“

Aber durch äußere Einflüsse kann sich der Eisprung verschieben und die App kann falsche Aussagen treffen. Auch wenn Pille und Co. zuverlässigere Verhütungsmittel darstellen. Hormone kommen für Maximiliane nicht mehr infrage.

Fazit

Maximiliane Lang:

Und wenn man sagt, man möchte die Pille nehmen, dann ist das auch vollkommen in Ordnung. Man muss sich halt nur der Nebenwirkung im Bewusstsein, aber das einfach für sich genauer zu überlegen und nicht einfach wahllos die Pille zu schlucken, weil es halt jeder macht.