Vorstellung und Leben mit Beeinträchtigung
Professor Knüpffer:
Mein Name ist Professor Wolf Knüpfer. Ich bin seit 2004 hier an der Hochschule Ansbach tätig als Professor, berufen für den Wirtschaftsinformatikstudiengang, insbesondere für das Lehrgebiet E-Business, Mobile Business.
Philipp Tappe:
Man sieht Sie sehr öfters auf dem Campus, auch mit Krücken herumlaufen. Welche Krankheit haben Sie denn?
Professor Knüpffer:
Der medizinische Ausdruck ist wahrscheinlich eine spastische Lähmung der Beine. Da ist bei der Geburt ein bisschen was passiert durch wahrscheinlich eine leichte Rückenmarks-Schädigung. Es ist eine leichte Spastik, die halt die unteren Extremitäten betrifft, eingetreten. Seitdem gehe ich auf Gehstützen.
Philipp Tappe:
Und ist dann der Rollstuhl keine Alternative für Sie?
Professor Knüpffer:
Den Rollstuhl vermeide ich ganz bewusst. Den benutze ich nur, wenn ich unter ganz großem Zeitdruck bin, zum Beispiel an Flughäfen. Ich mache ja viele Reisen zum Beispiel. Aber in meinem Alltag ist es mir bisher gelungen, den Rollstuhl zu vermeiden. Und ich glaube, wenn ich mal anfangen würde, mich gehen zu lassen und es mir sehr bequem zu machen, dann würde ich automatisch auch sehr bequem werden.
Barrierefreiheit am Campus Ansbach
Philipp Tappe:
Wie erreichen Sie dann die einzelnen Räume?
Professor Knüpffer:
Wir sind ja eine sehr moderne, junge Hochschule. Alte Gebäude, neu umgerüstet. Das kennen Sie ja als Student hier an der Hochschule. Und wir haben ja überall Aufzüge, wir haben auch Rampen. Also von daher ist es eigentlich sehr barrierefrei. Wir haben auch jetzt die ersten Türen, die automatisch aufgehen. Leider nicht alle. Auch gar so die Innenwindfangtüren und so weiter, was für mich jetzt nicht so ein großes Problem ist, weil ich kann mit dem Stock die ganz gut aufstoßen. Aber manchmal denkt man auch an Rollstuhlfahrer, die da vielleicht ein bisschen mehr Probleme hätten. Oder auch zum Beispiel der Eingang zur Mensa ist ja noch nicht automatisiert. Also so kleine Stellen gäbe es sicher noch, wo man noch ein bisschen was verbessern könnte. Aber insgesamt, auch im Vergleich zu anderen öffentlichen Gebäuden, sind wir sehr gut in der Barrierefreiheit aufgestellt.
Philipp Tappe:
Sie sind seit 2004 an der Hochschule. Was hat sich denn seitdem beim Thema Barrierefreiheit getan?
Professor Knüpffer:
Also was da seitdem neu gemacht wurde. Ein paar Türen wurden automatisiert. Ja, wir haben natürlich auch so ein paar Einrichtungen, habe ich jetzt gehört, für sehbehinderte Studierende, die irgendwie unterstützende Sehhilfen haben. Das betrifft mich jetzt selber nicht so. Das Bauliche war ich von Anfang an schon sehr, sehr gut. Ist mir auch sofort aufgefallen.
Unterstützung für alle Beeinträchtigungen
Philipp Tappe:
Barrierefreiheit bedeutet für viele ja nur, dass man zum Beispiel mit einem Rollstuhl jeden Raum erreichen kann. Aber wie unterstützt denn die Hochschule dann Menschen, die blind sind oder die taub sind?
Professor Knüpffer:
Also da gibt es ja, das habe ich ja angedeutet vorhin schon, es gibt wohl auch einige Geräte, die mit Sehhilfen, da gibt es also Kameras, die praktisch vergrößernd sind. Ich habe davon gelesen, dass man auch als Hörgeschädigter auch auf Hilfen zurückgreifen kann an der Hochschule. Gesehen habe ich das noch nicht, weil es mich nicht selbst betrifft. Das heißt, mein Rat an diejenigen, die betroffen wären von so etwas, sich einfach melden bei der Schwerbehindertenvertretung. Und ich kenne keinen Fall, wo da nicht wirklich versucht wurde, alles möglich zu machen, was möglich ist. Denn insgesamt, das möchte ich vielleicht auch noch sagen, Barrierefreiheit kommt auch in erster Linie auch sehr stark auf die Menschen an.
Philipp Tappe:
Wird an der Hochschule genug getan, sind die Menschen denn für Sie da, für Menschen mit Behinderungen da? Oder gibt es da noch Verbesserungspotenziale?
Professor Knüpffer:
Also da würde ich wirklich sagen, das ist doch sogar eines unserer special features in Ansbach. Dass wir eben eine kleine Hochschule sind und man sich sehr gut kennt und wir auch einfach gewöhnt sind, aufeinander zuzugehen. Ich habe ja promoviert an der Universität Würzburg und war dort lange tätig. Aber auch in Amerika war ich schon tätig an der Universität. Sie haben mich gefragt, ob wir genügend tun. Ich habe es, was das angeht, selten so gut erlebt wie hier.
Potenzial für mehr Studierende mit Behinderung
Philipp Tappe:
Etwa 10% der Studierenden haben eine Beeinträchtigung und davon sind dann nochmal ungefähr 10% wirklich körperlich behindert. Kann man Ihrer Meinung nach den Prozentsatz erhöhen, also dass es für Menschen mit Behinderungen einfach attraktiver wird zu studieren?
Professor Knüpffer:
Soweit mir bekannt ist, haben wir mit diesem Aspekt bisher noch nicht explizit geworben. Also wenn ich mir jetzt unsere Instagram-Videos und so weiter anschaue, man sieht unsere Rollifahrer nicht in den Instagram-Videos zum Beispiel. Es ist jetzt nicht so, dass ich jetzt sage, man sollte einen prominenten Platz den einordnen, weil das wäre sicher vielleicht auch ein bisschen viel, aber mal so ein Rollstuhlfahrer durchs Bild oder so wäre vielleicht eine Idee.
Philipp Tappe:
Einer, der ja viel über das Leben mit Behinderungen, mit Beeinträchtigungen informiert, ist Raul Krauthausen, der diesjährige Bildungspreisträger. Hat er Ihrer Meinung nach den Bildungspreis auch verdient in diesem Thema?
Professor Knüpffer:
Persönlich kennen tue ich ihn nicht. Ich freue mich auch, ihn mal kennenzulernen. Er scheint ja eine interessante Person zu sein, die tatsächlich auch viel gemacht hat. An der Tatsache, ob er jetzt den Preis verdient hat oder nicht, da habe ich überhaupt keinen Zweifel. Sonst wäre er nicht ausgewählt worden von den bei uns verantwortlichen Personen an der Hochschule.
Philipp Tappe:
Okay, vielen Dank, Herr Knüpffer.