Interview: Alicia Kohl

Alicia Kohl schnürte ihre Fußballschuhe für den 1. FC Nürnberg und die SpVgg Greuther Fürth. Heute steht Alicia Kohl nicht nur auf dem Platz, sondern berichtet auch darüber. Als Redakteurin bei der Nürnberger Presse schreibt sie unter anderem für nordbayern.de. Im Interview mit unserem Redakteur Philipp spricht sie über ihren Weg in den Journalismus.

Philipp: Ja, herzlich willkommen Alicia. Schön, dass du heute Zeit hattest zu dem kurzen Interview. Du hast ja einen Bachelor in Germanistik und Geschichte absolviert. Arbeitest jetzt bei Verlag Nürnberger Presse. Davor hast du natürlich eine riesen Fußballkarriere hinter dir, was ich auch gesehen habe. Da wäre es eigentlich so auch die erste Frage, warum dieser Jobwechsel eigentlich?

Alicia: Ja, ich war ein bisschen lost nach dem Abi. Ich wusste nicht, was ich so genau machen will. Ich wusste, dass ich irgendwas studieren will und ich mochte auch bestimmte Fächer in der Schule. Habe mich dann schon mal für das Volontariat beim VNP beworben, hat aber nicht geklappt. Und dann habe ich meinen Master noch gemacht in Literatur und Medien in Bamberg. Und ich bin sehr froh, weil den mochte ich sehr gerne. Aber es war klar dann, dass ich danach Journalismus machen möchte eigentlich.

Philipp: Welchen Bereich magst du denn eigentlich am liebsten, wo du drüber schreibst?

Alica: ja, ich glaube, das ist jetzt nicht wirklich ein Ressort, was existiert, aber so Gesellschaftsthemen mag ich gerne, also so gesellschaftskritische Sachen auch und so, wenn man das Gefühl hat, dass man mit den Artikeln auch irgendwie was sagen kann.

Philipp: Du warst ja zwei Saisonen am Anfang, also es war 2012, 2013 bei Nürnberg 2 und dann ging es über Leerstätten zu Greuther Fürth und jetzt spielst du aktuell bei Etzelsdorf. Was war denn da die liebste Station, weil ja trotzdem Nürnberg Fürth halt ziemlich gegenseitig sind. Wo da mehr dein Herz schlägt?

Alicia: Also ich bin mit dem Klub aufgewachsen, weil mein Dad sehr viel mit uns im Stadion war, mit meiner Schwester und mir. Und wir hatten eine Weile eine Dauerkarte und waren halt regelmäßig da. Und als ich ein Kind war, war ich ein sehr, sehr leidenschaftlicher Klubfan. Aber das hat dann so ein bisschen nachgelassen. Und spätestens, als ich dann bei Fürth gespielt habe, habe ich auch Sympathien für die Fürth Männer entwickelt, natürlich.

Philipp: In welcher Form hat dann auch quasi, also dass du ja queer bist, auch eine Rolle gespielt im Fußball? Gab es da irgendwie Berührungspunkte oder irgendwas in die Richtung?

Alicia: Ja, also ich meine, das ist natürlich immer ein Klischee. Aber im Frauenfußball, da sind schon viele queere Frauen unterwegs. Ich war schon immer umgeben von queeren Menschen, würde ich jetzt sagen, vor allem von queeren Frauen, mit denen ich Fußball gespielt habe. Und deswegen war das vermutlich auch einfach schon, ohne dass es jetzt, also ich meine, das ist ja auch in so Filmen und Serien jetzt ein bisschen präsenter geworden, aber auch ohne dass schon einfach in meinem Umfeld und in meinem Leben so grundsätzlich relativ präsent war.

Philipp: Wie würdest du jetzt zum Beispiel die Entwicklung des Frauenfußballs jetzt auch über die kommenden Jahre sehen?

Alicia: Ja, also ich meine, es ist natürlich voll schön, dass Frauenfußball jetzt präsenter ist. Ich glaube, letztens wurde auch klar, dass von der Frauen-WM jetzt alle Spiele im Free-TV laufen und so. Also das ist natürlich richtig nice, dass das jetzt langsam kommt. Das ist natürlich lächerlich, wie langsam und wie spät das jetzt ist. Aber ich glaube, da wird schon noch einiges gehen.

Philipp: Was gibt es denn von dir als Tipps, an was man denn arbeiten kann oder einfach Tipps, die du geben würdest jetzt an angehende Journalisten?

Alicia: Ich glaube, was man wirklich öfter machen kann, das ist vielleicht, was man auch persönlich ein bisschen provozieren kann manchmal, ist, dass man Sachen macht, auf die man vielleicht keine Lust hat, weil man dafür über seinen Schatten springen muss. Und das verstehe ich voll, da drückt man sich ja natürlich auch manchmal gerne vor. Und vor drei Jahren oder so gab es, glaube ich, nichts Schlimmeres für mich, als so eine Straßenumfrage zu machen. Ich hasse das. Und ich mag das immer noch nicht, aber ich habe jetzt auch kein großes Problem mehr mit. Und was, glaube ich, auch sehr hilfreich ist, einfach viel sich austauschen mit entweder schon erfahreneren RedakteurInnen oder halt auch mit Gleichaltrigen oder halt Leuten, die ähnlich weit sind in ihrer journalistischen Laufbahn oder so. Einfach viel Feedback einholen, einfordern.  Ja, ich glaube, man muss nicht den Anspruch an sich haben, dass alles immer gleich perfekt ist. Es muss nicht jeder Text so grimme, preisverdächtig sein, so das okay ist. Manchmal kann man auch einfach einen okayen Text schreiben und das ist auch fein.