Unser Redakteur Lukas Harth hat im April dieses Jahres ein Interview mit Jördis Schinköthe geführt. Sie war die Pressesprecherin zu der Aktion “Hungern bis ihr ehrlich seid”. Dort wollten Aktivistin:innen mit einem Hungerstreik auf das Klima aufmerksam machen. Für das Interview belegte er den zweiten Platz beim Wettbewerb “Bestes Campus Radio 2024”. Sein Kollege Nicolas Rulik hat ihn zu seinem Beitrag interviewt.
Nico: Du hast dein Interview mit Jördis Schinköthe geführt und ich kann mich noch ganz genau erinnern, dass sich in der Mensa gesessen bin und du ankamst und meintest: “Ich überlege gerade nach Berlin zu fahren und dort einen Hungerstreik mitzumachen.” Wie bist du denn auf das Thema überhaupt gekommen?
Lukas: Ja, das stimmt, das hab ich bis vorhin, bis du das gesagt hast, eigentlich wieder vergessen. Ich war eigentlich fast schon fest entschlossen das zu tun, wäre auch klar gegangen so von dieser Organisation, die das quasi damals begleitet hat oder initiiert hat. Wie ich auf das Thema gekommen bin, ich kannte Jördis tatsächlich über ein paar Ecken schon. Wir haben uns mal auf einem Festival kennengelernt, haben uns dann über Social Media irgendwie connected und dann habe ich irgendwann gesehen, dass sie eben da in diesem Team dabei ist, die diesen Hungerstreik vor dem Kanzleramt organisiert haben und hab ja dann gedacht: “Wäre eigentlich interessant zu wissen, was dahintersteckt.
Nico: Das hat dann leider nicht geklappt, du bist nicht nach Berlin gefahren. Aber trotzdem hast du das Interview mit ihr geführt, online eben. Was war für dich das Besondere an dem Interview?
Lukas: Ja, tatsächlich war es nicht online, es war über Telefon, weil sie eben dort kein Internet hatte. Was das Besondere an dem Interview für mich war: Ich glaube, also das, was mir am meisten im Kopf geblieben ist, sind glaube ich, die stillen Momente in diesem Interview. Also, wo sie wirklich sehr doll auch überlegen musste, was sie jetzt sagt und das waren glaube ich die Moment, die für mich die am Einprägsamsten waren.
Nico: Während des Interviews wirst du auch etwas kritisch. Hast du von vornherein damit gerechnet, dass du so nachhaken musst?
Lukas: In diesem Falle war ich mir schon bewusst, dass ich mit Aktivistinnen spreche oder mit einer Aktivistin spreche und ich glaube, dass obwohl die Motive ja irgendwie durchaus nachvollziehbar sind, muss man da schon einfach noch mal kritisch hinterfragen, ob das wirklich auch neutrale Positionen sind oder nicht. Und das war für mich auf jeden Fall eine Herausforderung, weil ich sie ja irgendwie auch so ein bisschen kannte und man natürlich dann auch irgendwie Sorge hat, der Person vor den Kopf zu stoßen oder vielleicht, dass das Gespräch dann beendet wird, weil diese Fragen vielleicht nicht so ganz lieb sind. Das war für mich eine Herausforderung, aber ich finde, es hat gut geklappt.
Nico: Wie bist du an die Vorbereitung angegangen, hast du dir die Fragen aufgeschrieben oder war da auch viel Spontanität dabei?
Lukas: Ich schreibe eigentlich immer einen Fragenkatalog auf, aber ich versuche auch immer auf das zu reagieren, was die Personen eben im Interview sagt und oftmals ist es dann so, in dem Fall du hast auch so, dass sich der Fragenkatalog eigentlich erübrigt hat und dann eigentlich für mich so eine Art Vorbereitung einfach war, um den roten Faden zu haben. Also ich kann mich daran erinnern, dass ich das für mich auch wirklich wie ein Gespräch angefühlt hatte und eigentlich weniger wie so ein knallhartes Interview.
Nico: Dein Interview hat den zweiten Platz gemacht. Wurde dir gesagt, was an dem Interview so besonders war?
Lukas: Das stimmt und ich habe mich auch sehr darüber gefreut. Das war einfach eine schöne Anerkennung, weil ich auch tatsächlich nach dem Interview auch ein gutes Gefühl hatte, dass das vielleicht bisher das beste Interview war, was ich geführt hatte. Ein Juror hat nochmal gesagt, dass es dramaturgisch sehr gut geführt war. Das hat mich total gefreut, dass dieser rote Faden dort ja erkennbar war und dann hieß es noch, dass es genau im richtigen Maße kritisch war und eben auf diese Moralfrage eingegangen ist und ja diese Sache, für diese Aktivistinnen gekämpft haben eigentlich außer Frage steht, nämlich, dass es ist dem Planeten eben schlecht geht und dass wir daran schuld sind und wir was daran erinnern müssen, das steht außer Frage. Und das wollte ich auch gar nicht berühren, weil mir das auch total wichtig ist, da Haltung zu zeigen, aber mir ging es eben darum, diese moralische Seite eines Hungerstreiks dann zu beleuchten und dann zu hinterfragen, ob das wirklich die richtige Methode ist.
Nico: Was hat das Interview mit dir gemacht, also blickst du auf das Thema und diese Proteste jetzt anders?
Lukas: Was mich beeindruckt hat, ist, wie viel man für dieses Thema Klima und Klimagerechtigkeit, wie viel man dafür ausgeben kann als Einzelpersonen. Und das hat mich nicht nur beeindruckt bei den Hungerstreikenden, die dort eben wirklich ins Extreme gegangen sind, sondern eigentlich vor allem bei meiner Interviewpartnerin, die jetzt Anfang 20 ist und sich aktiv dagegen entschieden hat zu studieren, weil sie gesagt hat sie möchte ihr Leben zumindest ihr Leben jetzt in nächster Zeit vollständig dem Klimaaktivismus widmen. Und ich finde das schon beeindruckend, dass es Leute gibt, die einfach die persönlichen, ja Beweggründe, die man so im Leben hat, einfach komplett hinten anstellen und sich dann einfach sowas widmen können. Das fand ich total beeindruckend und das hat meine Sicht auf jeden Fall auf so Aktivismus und die Leute dahinter auf jeden Fall sehr verändert.