Kostenloses Parken für E-Autos

Überall kostenlos parken? Was für Autofahrerinnen und Autofahrer bislang nur eine entfernte Traumvorstellung war, ist in Ansbach und ganz Bayern seit dem 1. April Realität – zumindest bei E-Fahrzeugen. Wie genau die neue Regelung funktioniert, welche erste Erfahrungen es in Ansbach gibt und wie die Menschen sie sehen, hört ihr hier.

Lisa Keilwert: Normalerweise parke ich meistens am Brückencenter drüben und lauf rüber, aber ich glaube das ist ein privater Parkplatz und ich denke, da müsste man bezahlen und dann hab ich mir gedacht: Jetzt probierst du das mal.   

Jan: Lisa Keilwert ist auf dem Weg in die Ansbacher Altstadt. Ihr weißes E-Auto hat sie gerade auf dem mittleren Rezatparkplatz abgestellt. Und das, ohne einen Parkschein zu lösen.               

Lisa Keilwert: Ich hab geguckt, ob hier irgendwo ein Schild steht, weil es gibt ja diese Ausnahmeregelungen, hab keins gefunden und jetzt bin ich mal gespannt. Also jetzt hab ich mal drei Stunden eingestellt und dann schau ich mal, ob später dann alles funktioniert hat, wird sich zeigen.  

Jan: Vor einem Knöllchen muss sich Lisa Keilwert heute allerdings nicht fürchten. Dafür sorgt eine neue Bestimmung, erklärt Kirsten Blechinger-Kattwinkel. Sie leitet seit Kurzem das Sachgebiet Straßenverkehrsrecht bei der Stadt Ansbach.  

Kirsten Blechinger-Kattwinkel: Bayernweit dürfen alle Fahrzeuge ab dem 1. April, die ein „E“ im Kennzeichen haben, auf öffentlichen Parkplätzen drei Stunden lang kostenfrei stehen, sofern sie eine Parkscheibe benutzen. 

Jan: Aber es gibt Ausnahmen: In Ansbach sind das der Parkplatz Rezatwiese West, die Parkhäuser und alle Privatparkplätze.  

Kirsten Blechinger-Kattwinkel: Die Regelung kommt daher, dass die Parkplätze dann privatwirtschaftlich betrieben sind und dass dort die gesetzlichen Regelungen keine Anwendung finden.

Jan: Der Vorschlag für den Parkrabatt kam letztes Jahr vom bayerischen CSU-Innenminister Joachim Herrmann. Im Dezember hat der Ministerrat dann die Umsetzung beschlossen. Das erklärte Ziel: Bessere Luft im städtischen Raum, weniger Fahrzeuglärm. Und…

Kirsten Blechinger-Kattwinkel: Ich denke, es ist eine sehr gute Möglichkeit, mehr Elektromobilität zu fördern und auch einen Kaufanreiz für ein Elektrofahrzeuge zu schaffen. 

Jan: Davon profitieren vor allem die Ansbacher mit dem nötigen Kleingeld für Elektrofahrzeuge – auch wenn einige dieses bisher aus Unwissenheit noch im Automaten versenken. Dennoch sehen viele Befragte einer Straßenumfrage diese Neuerung positiv.

Umfrage, weiblich: Tatsächlich finde ich das, wenn man ein E-Auto hat, ganz toll, ich hab eines. Ich hab aber jetzt gar nicht gewusst, dass das schon jetzt gilt. Hab tatsächlich einen Parkschein gelöst. 

Umfrage, weiblich: Ich finds gut, aber es ist eine Kostenfrage, ob man sich ein E-Auto dann leisten kann.  

Jan: Die Stadt Ansbach ist mit der Resonanz der Bevölkerung zufrieden. Kirsten Blechinger-Kattwinkel berichtet:

Kirsten Blechinger-Kattwinkel: Die Regelung ist positiv angenommen worden, ist von den Bürgern sehr begrüßt worden. Negative Stimmen, vor allem von Leuten, die kein E-Fahrzeug fahren und da von der Regelung eben ausgenommen sind, sind bis heute nicht eingegangen.  

Jan: Das höre sie zumindest von den Verkehrsüberwachern, die in der Stadt unterwegs sind und kontrollieren, ob die Menschen korrekt geparkt haben. Doch in der Umfrage zeigt sich auch: Nicht jeder ist von der Bevorzugung der E-Auto-Fahrer begeistert. Zum Beispiel Björn Hauf.

Björn Hauf: Also ich hab kein E-Auto, bin eigentlich Verbrenner-Liebhaber und joa, ich halt eigentlich auch nix davon. Die sollen genauso zahlen, wie alle anderen.        

Jan: Und er bekommt Zustimmung:    

Umfrage, weiblich: Das ist allerhand. Ich finde das schlimm, weil andere Leute, die jetzt ein Normales haben, die müssen eben zahlen.

Jan: Stand Oktober 2024 liegt die Zahl der zugelassenen Pkws in Ansbach bei insgesamt knapp 26.000. Rein elektrisch betrieben sind davon gut 800. Die nutzen die neue Möglichkeit laut der Sachgebietsleiterin schon regelmäßig. Allerdings gab es Anfangsschwierigkeiten.        

Kirsten Blechinger-Kattwinkel: In der ersten Woche haben unsere Verkehrsüberwacher bei der Kontrolle noch mittels Flugblätter darauf hingewiesen, wenn die Parkscheibe vergessen worden ist. Und seitdem die erste Woche rum ist,  wird das eigentlich überwiegend auch angenommen und umgesetzt, sodass wir da keine größeren Verstöße zu melden haben.

Jan: Und gut zu wissen für alle E-Auto-Fahrerinnen und Fahrer: 

Kirsten Blechinger-Kattwinkel: In der Stadt Ansbach gibt es darüber hinaus noch im Stadtgebiet einzelne Parkplätze auf denen sogar vier Stunden ohne Ladetätigkeit kostenfrei geparkt werden darf.   

Jan: Diese sind auf den Parkplätzen an der Reitbahn in der Innenstadt und auf der Hofwiese nahe des Hofgartens zu finden. Die neue Regelung wurde vom Bund bis 2026 befristet. Man wolle erstmal Erfahrungen sammeln. Übrigens: Bayern setzt damit neue Maßstäbe. Der Freistaat ist das erste Bundesland, das eine solche Parknorm für E-Fahrzeuge einführt.