Retro Rabbit: Reportage – CSD in Ansbach

Mit Retro Rabbit nehmen wir euch mit auf eine Reise zurück in unsere Archivschätze – die besten Beiträge, Interviews und Highlights aus der Vergangenheit, neu entdeckt für heute!

Ein Christopher Street Day mitten im Winter? Ansbach hat es gewagt! Hunderte Menschen trotzten der Kälte, um ein starkes Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen. Reporter Roman Mollwitz und Yannick Hupfer waren vor Ort, haben den Auftakt begleitet, mit Demonstrierenden gesprochen und die besondere Atmosphäre eingefangen.

O-Ton1: „Okay, jetzt bauen wir ein Pavillon auf, dass wenn es regnet unsere Technik geschützt ist. Aber ich glaube es regnet heute nicht.“ „Ne, im Wetterbericht steht nichts.“ „Ja, ne, weil Gott ist schwul. Der hält zu uns.“

ST: Uwe Fröhlich steckt in den letzten Vorbereitungen. Hier noch ein Pavillon, da noch eine bunte Fahne. Und so verwandelt Helfer Uwe Fröhlich mit seinen Mitstreitern den eigentlich recht leeren Ansbacher Schlossplatz zu einer kleinen Partymeile. Organisator Milan Schildbach und sein Team veranstalten hier heute einen Christopher Street Day. Kurz: CSD. Homo-, bi- und heterosexuelle Menschen, Trans-Gender und Dragqueens: Sie alle kommen in die Großstädte dieser Welt, um beim CSD gemeinsam zu feiern – und nun auch nach Ansbach. Höchste Zeit, meint Milan Schildbach.

O-TON 2: „Es war doch alles eine recht spontane Entscheidung mit dem CSD. Der Ursprung war vom Jugendrat aus und dann hat sich das bunte Bündnis angeschlossen und dann haben wir jetzt gemeinsam diese Veranstaltung hier organisiert. Ja, und mit Party am Abend und  jetzt mit Demo-Zug und Kundgebung und jetzt müssen wir uns überraschen lassen, wie viele überhaupt kommen. Weil es könnte irgendwas zwischen 200 sein, zwischen 1000. Also das ist Ansbach, das ist eine konservative Stadt.“

ST: Das merken homosexuelle Menschen in Ansbach immer wieder. Der CSD ist in der Stadt der erste seiner Art. Eine homosexuelle Szene gibt es noch nicht. Schon während des Aufbaus bleiben viele Passanten stehen und fragen interessiert. Kurz vor dreizehn Uhr ist der Platz vor dem Ansbacher Theater voll. Einige Künstler treten auf. Bunte Fahnen wehen, in einer Bushaltestelle direkt nebenan kann man sich bei Charlotte Müller mit Regenbogen-Fahnen und Glitzer schminken lassen.

O-TON 3: „Wir möchten eben zeigen, dass wir eine vielfältige Gesellschaft sind und dass jeder in dieser Gesellschaft einen Platz hat und genau deswegen möchten wir ein Zeichen auch in Ansbach setzen, dass alles normal ist.“

ST: Dafür plädiert auch Organisator Milan bei der Kundgebung. Milan ist Mitglied im Ansbacher Stadtjugendrat. Gerade steht er auf dem Schlossplatz vor dem Mikrofon und spricht zu den Demonstranten.

O-TON 4: „Unser Motto ist frei lieben. Das I in Klammern wie auf den Plakaten zu sehen ist. Denn frei leben bedeutet auch frei zu lieben. Wir wollen heute mit dieser Veranstaltung ein starkes Zeichen in Ansbach setzen gegen Homophobie, gegen Rassismus, Hass und Hetze. Damit muss jetzt Schluss sein!“ (Applaus)

ST: Nun setzen sich die Demonstranten in Bewegung und laufen durch die Ansbacher Innenstadt. Vor sich tragen sie ein Banner mit der Aufschrift „Frei lieben“. Mit dem I in Klammern: Also frei leben.

ATMO: Demo

ST: Der Zug ist rund 100 Meter lang, immer wieder hüpfen die Demonstranten. So sorgen sie für viel Aufmerksamkeit bei den Passanten. Die Ansbacher sehen den CSD durchaus positiv.

Umfrage1: „Find ich richtig.“

Umfrage2: „Ja, find ich gut, dass so viele Menschen auf die Straße gehen.“

Umfrage3: „Sehr gut, ich find das sehr positiv und schön. Ist Zeit geworden.“

ST: Sichtlich entspannt ist mittlerweile Organisator Milan. Der größte Teil seiner Arbeit ist heute geschafft, das Pilot-Projekt CSD in Ansbach geglückt. Später geht es noch zu einer Feier ins Speckdrumm, jetzt ist er aber erstmal zufrieden.

ATMO: Demo