Retro Rabbit: Was tun gegen Verschwörungsmythen?

Mit Retro Rabbit nehmen wir euch mit auf eine Reise zurück in unsere Archivschätze – die besten Beiträge, Interviews und Highlights aus der Vergangenheit, neu entdeckt für heute!
Wie geht man mit Menschen um, die an Verschwörungstheorien glauben? Diskutieren oder ignorieren? Blocken oder das persönliche Gespräch suchen? Baha spricht mit Thomas Laschyk vom „Volksverpetzer“ über den Umgang mit Verschwörungsideologen, den Einfluss sozialer Medien und warum es gefährlich sein kann, auf Coronademos mitzulaufen.

Baha: Es gibt verschiedene Erklärungsansätze dafür, warum Menschen an Verschwörungstheorien glauben. Hast du vielleicht dazu eine Meinung?

Thomas: Ein wesentlicher Aspekt von Verschwörungsmythen ist, einen Jetzt-Zustand quasi von hinten aufzuzäumen und eine Erklärung dafür zu finden, die einfache Feindbilder liefert und einfache Erklärungen und sagt „Okay, jetzt ist es schlecht, weil böse Mächte – und zwar die und die – das extra so gemacht haben, um davon zu profitieren, in irgendeiner Weise auch immer.

Baha: Aber gibt es dann trotzdem eine Möglichkeit, wie ich diese Menschen irgendwie überzeugen kann oder ist das einfach alles vergebliche Mühe?

Thomas: Ich würde sagen in Social Media, in der Öffentlichkeit, sollte man auf gar keinen Fall mit einem Verschwörungsideologen diskutieren. Ich empfehle persönlich blocken und aus den Gruppen und Diskussionen aussperren, diese Menschen. Denn du kannst sie nicht überzeugen, das ist unmöglich, weil sie so ein geschlossenes Weltbild haben und allein die Tatsache, dass du mit ihnen diskutierst, ist für sie der Beweis, dass du falsch liegst, weil sonst würdest du nicht gegen sie diskutieren und im Gegenteil, dadurch, dass du sie ernst nimmst und mit ihnen diskutierst, wertest du ihre Argumente und ihre Weltanschauung auf.

Baha: Aber, wenn ich nichts sage, wenn diese Theorien verbreitet werden auf Facebook, besteht doch eben die Gefahr, dass die Leute, die mit dieser Person befreundet sind und noch nicht an diese Mythen glauben, vielleicht davon beeinflusst werden können.

Thomas: Genau, das ist dann die einzige Einschränkung. Man sollte diese Person abseits von der öffentlichen Diskussion ansprechen, weil wenn du unter einem Post kommentierst, den er geteilt hat, dann muss er sich immer verteidigen und allein dadurch, dass er sich in die Ecke gedrängt fühlt, neigt er dazu, sich zu verteidigen und dir zu widersprechen. Deswegen: Versuche immer ein persönliches Gespräch zu suchen, also am besten Face to Face – ich weiß, jetzt während Corona ist das kompliziert vielleicht – wenn derjenige dich respektiert als Freund oder was auch immer, nimmt er dich auch viel ernster und muss sich nicht dafür rechtfertigen. Dann ist es wichtig, dass du nicht den Mythos wiederholst, es ist wichtig, dass du eingängige Argumente machst, dass du auf seinem Niveau mit ihm redest, dass du freundlich bleibst, dass du ihm Verständnis entgegenbringst. Weil dann kann man den Leuten erklären, was Sache ist, dann kann man mit ihnen auf einer persönlichen Ebene reden und auch emotional mit ihnen einen Konsens herstellen.

Baha: Wie soll man mit den sogenannten Coronademos umgehen? Soll man sich auf die Leute zubewegen, oder sollte man diese Demos komplett meiden und die Leute ausgrenzen?

Thomas: Wer sich auf sie zubewegt hat, ist nach, vielleicht nicht sofort, aber früher oder später am Ende selbst dort angekommen und hats nicht mal gemerkt. Deswegen finde ich es richtig und sehr wichtig, dass auch da, auf der Straße, sowas keine Toleranz gezeigt wird, dass man im Gegenteil denjenigen sagt, die da mitmarschieren: „Wenn ihr nicht dafür stehen wollt, dann kommt zu uns. Wenn ihr protestieren wollt“, ich meine, man kann ja, Kritik üben so viel man will – das ist ja nur ein Strohmannargument zu glauben, man dürfe die Maßnahmen nicht kritisieren, oder sonst irgendwas – wenn man das machen wollte, dann kann man das auch sachlich machen, dann kann man das auch ohne Übertreibung machen. Das kann man dann ohne Nazis und ohne Verschwörungsideologen machen und wer dann aber trotzdem mit denen mitläuft, hat das dann mit Absicht gemacht.