Mit Retro Rabbit nehmen wir euch mit auf eine Reise zurück in unsere Archivschätze – die besten Beiträge, Interviews und Highlights aus der Vergangenheit, neu entdeckt für heute!
Von der Reformation bis zum futuristischen Klo – Florian Pflieger geht den vielen Fragen rund um die Toilette nach. Was haben Luthers Denkprozesse mit der Kloschüssel zu tun? Warum wird in Taiwan auf der Toilette gegessen? Und wie sieht das Klo der Zukunft aus? Ein interessanter Blick auf das unscheinbare, aber faszinierende „stille Örtchen“.
Florian: Eine Toilette ist alles andere als normal. Sie hat schließlich eine lange Geschichte hinter sich, sieht in nahezu jedem Erdteil ein bisschen anders aus und wirft generell viele Fragen auf. Zum Beispiel folgende:
„Wurde schon mal ein Krieg auf dem Klo entschieden?“
Florian Pflieger: Entschieden zwar nicht, dafür könnte dort aber eine Art Krieg begonnen haben: Der Glaubenskrieg Martin Luthers gegen die katholische Kirche. Angeblich sei ihm die Idee zur Reformation auf der Toilette gekommen.
„Diese Kunst hat mir der Heilige Geist auf dieser cloaca auf dem Turm gegeben“
Martin Luther
so ist es in seinen Tischreden überliefert. Dafür spricht, dass Luther ohnehin viel Zeit auf dem Klo verbrachte, denn er litt an chronischer Verstopfung. Vielleicht meinte er aber auch einfach sein Arbeitszimmer im Turm über der Toilette.
„Landet Essen immer erst nach der Mahlzeit im Klo?“
Florian Pflieger: Nein, manchmal kommen Speisen auch zuerst ins Klo und werden dann gegessen. Was ekelig klingt, ist eine taiwanesische Geschäftsidee: Dort gibt es die Restaurantkette „Modern Toilet“. Der Name ist Programm, denn die Räumlichkeiten sind Badezimmern nachempfunden. Der Gast sitzt auf zu Stühlen umfunktionierten Toilettenschüsseln und wird auf der Speisekarte von lächelnden Kothaufen begrüßt. Das Menü wird in Minitaturtoiletten und -urinalen serviert und ist zum Teil auch optisch Ausscheidungen nachempfunden.
Und nun: Die Frage aller Fragen: …
„Wie sieht das Klo der Zukunft aus?“
Florian Pflieger Multifunktional, vernetzt und personalisiert – das kennen wir so eigentlich nur vom Smartphone. Zukünftig könnte das allerdings auch für die Toilette gelten. Bereits heute bietet ein Schweizer Sanitärkonzern eine Toilette mit Fernbedienung an. Sie kann vier sogenannte „Benutzerprofile“ speichern und stellt schon die Sitzheizung an, bevor man sich daraufsetzt.
Optisch dürfte sich die Toilette eher wenig verändern. Dynamische und innovative Designs haben es schwer. So auch das Modell „Vertebrae“ – zu Deutsch: Wirbelknochen. Es handelt sich dabei um eine knapp zwei Meter hohe Säule, in der sich ein komplettes Badezimmer versteckt. Aus der vertikalen Achse lassen sich Toilette, Waschbecken oder Dusche ganz einfach ausklappen. In Zukunft könnten wir also viel Zeit sparen, indem wir uns auf der Toilette sitzend die Zähne putzen und gleichzeitig noch die Haare waschen.