Der Koalitionsvertrag für die kommenden vier Jahre steht. Dazu haben unsere Reporterin Luca und unser Reporter Philipp den Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Herrn Markus Blume und die erste Vorsitzende im Kreisverband Ansbach-Stadt, Frau Kathrin Pollack, gefragt, ob und wie die angekündigte „WG-Garantie“ für Studierende und Auszubildende realisierbar ist.
Luca: Studierende und Auszubildende haben bald Anspruch auf ein WG-Zimmer! Diesen Eindruck vermittelt zumindest der aktuelle Koalitionsvertrag von Union und SPD. Darin wurde nämlich eine sogenannte WG-Garantie beschlossen. Aber wie soll die funktionieren?
Laut dem Statistischen Bundesamt gibt es hierzulande derzeit mehr als 4 Millionen Studierende und Auszubildende. Die meisten von ihnen leben bei ihren Eltern. Oft aus finanziellen Gründen. Viele verschlägt es aber auch in staatlich geförderte Wohnheime, WGs oder in 1-Zimmer-Wohnungen.
Philipp: Zimmer in Studentenwohnheimen oder WG-Zimmer sind rar und besonders kleine Wohnungen sind teurer pro Quadratmeter. Die große Nachfrage treibt die Preise der wenig verfügbaren, kleinen Wohnungen in ganz Deutschland in die Höhe. Kann die „WG-Garantie“ die derzeitige Situation verbessern?
Luca: Im Koalitionsvertrag steht dazu folgendes. Keine Sorge, es ist überschaubar.
Finn Sanders: „Um die „WG-Garantie“ für Auszubildende und Studierende zu erreichen, werden wir neben den zusätzlichen Investitionen in Junges Wohnen die Förderbestimmungen für den Belegungsankauf von Wohnraum für Auszubildende und Studierende öffnen. Der Verbraucherschutz zur Durchsetzung von Mieterrechten für junge Menschen wird gestärkt. Damit auch Auszubildende profitieren können, werden Beratungskompetenzen in einer Anlaufstelle für Auszubildenden-Wohnen auf Bundesebene gebündelt.“
Luca: Konkret bedeutet das zum Beispiel Vermieter*innen, Baugesellschaften und Genossenschaften sollen bald Geld vom Staat bekommen – wenn sie ihre Wohnungen an Studierende oder Azubis vermieten. Diesen Zuschuss haben sie in der Vergangenheit bereits für Geringverdienende, geflüchtete Menschen und Rentner*innen bekommen.
Philipp: Und bereits bei diesen Personengruppen hielt sich der Erfolg laut Verbändebündnis “Soziales Wohnen” in Grenzen.
Grund dafür sind der Mangel an bezahlbarem Wohnraum und Bürokratie. Mehr Wohnungen, nämlich 10.000 Stück, hatte Markus Söder bis 2025 in Bayern versprochen. Also eigentlich bis jetzt. Laut Wohnungsbaugesellschaft BayernHeim standen bis Ende 2024 gerade mal 510 Wohnungen. Es fehlen also fast 95 Prozent. Der Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, sieht dafür folgende Gründe.
Staatsminister Markus Blume: „Wohnraum schaffen ist eine Daueraufgabe. Und jede Kommune in Deutschland, jedes Land und ehrlicherweise auch die Bundesregierung der Vergangenheit sind leider immer unter ihren Wohnungsbauzielen geblieben. Das hat mit vielen Faktoren zu tun. Manchmal ist es die Baukonjunktur, manchmal ist es die Verfügbarkeit von Grundstücken, manchmal sind’s auch die steuerlichen Rahmenbedingungen.“
Luca: Hat also jeder ein bisschen Schuld an den nicht gebauten Wohnungen, außer die bayerische Landesregierung, die es eigentlich versprochen hatte?
Zurück zur Bundesebene. Können die aufgeführten Maßnahmen im Koalitionsvertrag die Wohnsituation für Studierende und Auszubildende verbessern? Konkret also Förderungen für Vermietende, den Verbraucherschutz stärken und eine Anlaufstelle für Auszubildende schaffen, die auf Wohnungssuche sind?
Philipp: Selbst aus den eigenen Rängen gibt es Kritik. Genauer gesagt vom Koalitionspartner, der SPD. Die JUSOS hatten bereits vor dem Wahlkampf gefordert, den Wohnraum für Studierende und Auszubildende auf 400 Euro zu deckeln. Diese Forderung hat es nicht in den Koalitionsvertrag geschafft, wäre aber das klarere Bekenntnis für Studierende und Auszubildende gewesen, meint die erste SPD-Vorsitzende Ansbach-Stadt, Kathrin Pollack.
Kathrin Pollack, SPD: „Das wäre natürlich auch eine absolute Garantie gewesen. Problematisch ist halt in so einer Verhandlung immer, was kriegt man durch und ich denke, dass es ganz wichtig ist, dass man überhaupt erstmal Schritte geht, die man dann nachbessern kann, bevor man gar nichts in der Hand hat.“
Luca: Auch diese Regierung wird sich an ihren Taten messen lassen müssen, wie sehr sie Studierende und Auszubildende im Blick hat oder nicht.