In Deutschland strömen jedes Jahr Millionen Menschen in die über 800 Zoos. Doch neben der Begeisterung wächst auch die Kritik: Tierschutzorganisationen wie PETA prangern Verhaltensstörungen und eingeschränkte Freiheit an. Gleichzeitig verweisen Befürworter auf höhere Lebenserwartungen und den Bildungsauftrag der Zoos. Unser Autor Jeremy hat sich mit dem Thema beschäftigt.
Jeremy: Jeder kennt sie, viele lieben sie: Zoos. In Deutschland gibt es über 800 von ihnen. Mit mehr als 36 Millionen Besuchern im Jahr sind diese auch äußerst gut besucht. Man könnte meinen, Zoos sind so beliebt und erfolgreich wie nie. Doch auch Zoogegner bekommen medial immer mehr Aufmerksamkeit. Eine Organisation sticht dabei besonders heraus: PETA. Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin für Zoos bei PETA, begründet ihre Ablehnung:
„Zoos sind Gefängnisse für Tiere“
Yvonne Würz
Yvonne Würz: Zoos sind Gefängnisse für Tiere, weil die Tiere ja dort ihr Leben lang eingesperrt sind und extrem eingeschränkt sind. Und ja, sich das eben auch niederschlägt, beispielsweise dann oft in Verhaltensstörungen, Erkrankungen, frühen Todesfällen, und all das einfach nur zur Unterhaltung des Menschen und das lehnen wir ab und deshalb setzen wir uns für ein Ende von Zoos ein.
Jeremy: Neben der Freiheitsfrage bemängelt Würz allerdings auch die Folgen für die tierische Psyche.
Yvonne Würz: Es gibt zahlreiche Verhaltensstörungen bei der Mehrheit der Tiere in Zoos, auch wir haben das immer und immer wieder dokumentiert oder es wird uns von Whistleblowern berichtet. Das kommt auf die Tierart an, wie sich das äußert. Zum Beispiel ganz häufig bei Raubtieren, das kennen die meisten Menschen, dass die Tiere ständig auf und ab laufen, die immer selben Strecken im Gehege.
Jeremy: Diplombiologe Michael Kubi, Verantwortlicher für Bildung und Vermittlung beim Zoo Frankfurt sieht darin jedoch keine Verhaltensstörung.
Michael Kubi: Es gibt so dieses typische Bild, was immer gerne gezeigt wird, da läuft n Tiger entlang einer Weges, der Scheibe hin und her und hin und her. Und viele Leute deuten aus dieser einen Beobachtung, dass der eine Verhaltensstörung hat. Das stimmt aber nicht, weil aus einer einmaligen Beobachtung kann ich definitiv keine allgemeinen Schlussfolgerungen ziehen. Um das zu machen, muss ich halt eben systematisch regelmäßig eine Tierart beobachten. Und da wird man (sehen, dass dieses hin und her laufen an der Scheibe zum Beispiel dann passiert, wenn die Tiere kurz davor sind, Nahrung zu bekommen.
Jeremy: Zudem zeigt eine Studie von 2016, dass 84 Prozent der Tierarten im Zoo eine längere Lebenserwartung aufweisen als in der freien Wildbahn. Das liegt nach Angabe der Autoren daran, dass Tiere dort sicherer leben. Denn es gibt keine Fressfeinde und sie sind vor vielen Krankheiten besser geschützt. Zu guter Letzt sorgen Zoos auch für die Erhöhung des Umweltbewusstsein. So sagen etwa laut einer Umfrage von Statista acht von zehn Befragten, dass sich ihre Wertschätzung von Tieren durch einen Zoobesuch erhöht habe.