Energiegeladen, ehrlich und provokant – die Arschlöcherinnen erobern die Bühne und unseren Hasenbau! Annika und Sabrina, das Duo aus Nürnberg, sprechen mit unserem Moderator*innen-Team über ihr Kennenlernen als WG-Mitbewohnerinnen und wie daraus ihre Band entstand. Sie erzählen uns von ihrem bisherigen Weg in der Musik und wo sie sich in fünf Jahren sehen, wie ernst sie ihre provokanten Texte meinen und was ihr Publikum so besonders macht – all das und mehr gibt es im Interview.
Johanna: Das waren Annika und Sabrina von den Arschlöcherinnen. Und die zwei Mädels sind jetzt hier auch gerade bei uns im Studio. Ich würde sagen, wir fangen gleich mal mit einer kleinen Vorstellung an, als allererstes natürlich. Schön, dass ihr da seid!
Annika: Hallo!
Sabrina: Hallo. Dankeschön!
Johanna: Erzählt gern mal! Wer seid ihr? Wo kommt ihr her?
Sabrina: Wir sind die Arschlöcherinnen. Ich bin Sabrina.
Annika: Und ich bin Annika.
Sabrina: Und wir kommen aus Nürnberg. Ja, genau. Und jetzt sind wir hier in Ansbach bei euch. Wir freuen uns sehr.
Nico: Super. Gleich zum Anfang: Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Also, woher kennt ihr euch?
Annika: Wir kennen uns, na ja, nicht nur durch das Studium, sondern eigentlich, also, wir haben das Gleiche studiert, in Nürnberg, an der Hochschule für Musik. Und ich bin damals, ich habe ein Jahr später angefangen, als Sabrina und bin damals in ihre WG gezogen. Also ja, beim WG-Casting quasi.
Nico: Ach über das WG-Casting! Also ihr kanntet euch jetzt übers Studium oder so was.
Annika: Nee, also das kam dann eben auch.
Nico: Aber zufällig.
Annika: Ja, genau.
Nico: Okay, geil.
Johanna: Ja cool. Fangen wir gleich mal an mit eurem Namen. Arschlöcherinnen. Das ist ja ein sehr spezieller Name. Meine Frage: Wie ist der denn entstanden?
Sabrina: Das werden wir, glaube ich, in jedem Interview gefragt. Tatsächlich ist es schon so lange her, dass wir uns einfach nicht mehr dran erinnern können. Also ich hatte immer die Version, äh die Vision. Sorry, ich bin ein bisschen verkatert.
Nico: Passiert allen Mal.
Sabrina: Die Vision, die Arschlöcher zu gründen. Eine Flinta-Band. Und genau dann habe ich irgendwann jetzt letztes Jahr zu Anika gesagt: „Lass uns das jetzt einfach mal wirklich richtig durchziehen!“.
Nico: Aber der Name sozusagen, da habt ihr jetzt nie dann irgendwie eine Antwort oder so was? Also es gibt jetzt nicht die eine krasse Story oder die eine irgendwie Sache, die er damit aussagen wollt.
Sabrina: Nein, tatsächlich nicht.
Nico: Okay.
Sabrina: Und es hat auch nichts mit Gendern zu tun.
Nico: Das war tatsächlich mein erster Gedanke. Ob man das damit eine Message irgendwie machen will oder so?
Sabrina: Nee, aber jetzt im Nachhinein mit diesem scheiß Genderverbot auf jeden Fall. Also auch immer, wenn welche uns mit Sternchen schreiben, also Arschlöcher*innen und die sich dann danach entschuldigen, dass sie das falsch geschrieben haben, dann sage ich immer so scheiß drauf, einfach haut so viele Sternchen rein wie ihr wollt. Vor allem jetzt so.
Nico: Also damit so ein bisschen ironisch ist dann?
Sabrina: Mhm.
Johanna: Jetzt kommen wir mal ein bisschen in die Richtung von eurer Musik. Wir haben ja gerade schon ein bisschen reingehört. Und ja, meine Frage ist, woher kommt denn eure Inspiration? Also wie lang dauert es, bis so ein Song fertig ist? Erzählt gerne mal ein bisschen.
Annika: Ich glaube so die Inspiration, oder, also eigentlich war die Vision eben dieser Flinta-Band auch so, dass es so ein bisschen vielleicht in Richtung Punk geht oder zumindest, dass es eine richtige Band Band ist, mit Instrumenten. Und nachdem wir dann, also nachdem nur noch wir zwei übrig geblieben sind von den ersten Versuchen, ähm, mussten wir halt gucken, wie wir das machen und also, seitdem eigentlich Frauen anfangen zu rappen, interessiere ich mich auch für Rap oder finde das ziemlich cool und ja, daher kommt das eigentlich so unsere Stilrichtung. Wobei es auch schwierig wird, uns zu beschreiben, weil irgendwie gefühlt jeder Song so ein bisschen anders klingt.
Sabrina: Und unsere, unsere Themen nehmen wir einfach aus unserem Leben oder aus den Leben von Menschen, die mit denen wir zu tun haben. Also das Patriarchat, gibt uns eigentlich ganz viel Nährboden für geile Texte und ich habe zu Corona-Zeiten angefangen selbst zu produzieren und genau, ich produziere unsere Beats selber.
Johanna: Cool, Wie lang dauert das dann so bis ein Song fertig ist?
Sabrina: Je nachdem. Also wir versuchen uns keinen Druck zu machen. Also wenn ein Song irgendwie keine Ahnung, ein halbes Jahr braucht, dann ist es halt so, aber wenn man zum Beispiel einfach schon Gigs hat, bevor man überhaupt Songs hat, so haben wir nämlich angefangen, da mussten wir schon ein bisschen schnell was schreiben und haben das irgendwie innerhalb von vier Wochen drei Songs geschrieben oder so.
Nico: Also am Anfang meinst du oder?
Sabrina: Mhm.
Nico: Okay, krass und wie lange jetzt gerade? Oder es ist einfach, was euch einfliegt?
Sabrina: Was uns so, wir haben ganz viele Themen, die wir irgendwie noch in Songs verpacken wollen. Ja, aber wir haben jetzt lange keine Musik mehr gemacht, weil wir ganze Zeit nur unterwegs sind und Konzerte spielen und Interviews geben.
Nico: Vielen Dank dafür!
Sabrina: Gerne. Und danach, jetzt im Winter. Wir ziehen jetzt auch noch um und so und dann werden wir mal wieder anfangen, Sachen aufzunehmen. Und ich freu mich auch richtig drauf.
Annika: Ich mich auch, ja.
Johanna: Cool! Wir sind gespannt. Ja, ihr habt ja einen Song, oder zwei sogar, aber zwei Songs für uns mitgebracht und den einen würdet ihr jetzt auch direkt für uns einmal live vortragen. „Schnauze voll“ heißt er und ich würde sagen legt gerne mal los. Wir sind ganz gespannt.
„Schnauze voll“ von die Arschlöcherinnen
Johanna: Oh wow, da war jetzt ja einiges an Energie hier im Studio!
Nico: In der Regie wird auch applaudiert.
Arschlöcherinnen: Vielen Dank! Dankeschön.
Johanna: Vielen Dank. Also es war sehr, sehr gut.
Sabrina: Das war gerade sehr witzig. Als es los ging, war wirklich das ganze Fenster voller Leute und Kameras.
Nico: Jetzt sitzen wir alle dahinten noch. Wow. Also richtig stark. Also eine Mini-Sache, die mich interessiert. Diese Adlibs, die man immer wieder hört, auch dieses „sei laut“ immer wieder, sei das aus ihr selbst?
Annika: Ja, genau das haben wir alles gesprochen und zu Hause aufgenommen.
Nico: Supergeil.
Johanna: Cool. Ihr hattet ja bestimmt auch schon einige Auftritte mittlerweile. Jetzt nicht nur im Radio, sondern auch vor Publikum. Ja, was war denn bis jetzt so euer größter oder besonderster Auftritt? Gibt es da irgendeinen, wo ihr sagt: „Der war's!“?
Annika: Also einer ist schwierig. Ich würde aber sagen, so, jetzt unser letzter war schon echt, Big.
Nico: Wo war das?
Annika: Da waren wir im Z-Bau auch im großen Saal. Und ja, wir waren Support von Skyline Green und ja, ich meine, der Gig an sich war wie immer so n bisschen, aber es war einfach alles groß und richtig gut organisiert und schönes Backstage. Da hat man sich schon irgendwie sehr besonders gefühlt.
Sabrina: Ja, das war krass, weil das letzte Mal, als wir da waren, haben wir quasi waren wir auf dem Konzert von Paul Hartmann.
Annika: Ja.
Sabrina: Und die ist ja schon eine krasse Nummer. Jetzt waren wir irgendwie auf der gleichen Bühne und das war so: „What!?“. Aber sonst, unsere Lieblings-Gigs sind noch vom Sommer, beim Bonsai Festival. Die waren so extrem mega gut vorbereitet, das war unfassbar. Also, dass das lobe ich immer in den Himmel quasi. Also falls ihr zur Crew, irgendwie Teil der Crew sein wollt, die suchen grad Leute!
Nico: Ich glaube wir haben sogar auch schon mal Werbung für die gemacht, weil wir hatten auch eine Redakteurin, die da vorbeigeschaut hat und sich das angeschaut hat und also die hat euch bestimmt auch gesehen, wusste da noch nicht, dass ihr ihr seid. Aber sehr cool, dass ihr uns vorhin auch aufgefallen.
Sabrina: Ja, und noch bei der Akademie der bildenden Künste mit unserer Jana und ihrer Hüpfburg, die auf Machtmissbrauch hinweist. Das war auch richtig cool. Richtig gut.
Annika: Wholesome!
Johanna: Jetzt habt ihr ja schon einiges erlebt, würde ich sagen. Es hängt ja auch ganz viel mit den Leuten zusammen und dem Publikum. Wie würdet ihr denn euer Publikum so beschreiben? Was sind das so für Menschen, die da eure Musik hören, die dabei sind?
Sabrina: Also das ist echt super durchmischt, weil wir auch an so vielen Orten gespielt haben, wo glaube ich auch Leute waren, die einfach zufälligerweise so oder so da waren. Aber ich würde sagen, so ein bisschen mehr auf jeden Fall Flinta-Personen auch jetzt, die extra wegen uns kommen und so. Aber es ist wirklich verrückt, weil erst vor kurzem da kam eine Ü-80-jährige zu uns und hat gesagt die finden es so toll was wir machen und das ist so krass, weil man hat halt einfach Respekt vor Menschen, die schon viel erlebt haben in ihrem Leben und so und wenn die dann kommen und sagen sie ja voll cool, dass ihr das macht uns so, weil wir verwenden ja trotzdem auch Fäkalsprache und so was, in anderen Liedern. Ja, und dass sie sich davon nicht abschrecken lassen, ist schon cool.
Nico: Also ihr habt es auch schon angesprochen mit Fäkalsprache etc. Ich habe mich gefragt oder wir haben uns gefragt wie ernst nehmt ihr euch selbst eigentlich und wie ernst wollt ihr genommen werden?
Annika: Also ich will eigentlich immer ernst genommen werden. So prinzipiell. Auch wenn es vielleicht vulgär wird, nehm ich uns trotzdem sehr ernst, weil wir weisen ja auf ernste Themen, ernste Missstände hin. Es ist nun vielleicht so die Überbringungsform, die vielleicht oft witzig ist oder eben vulgär. Aber ansonsten nehme ich das alles schon sehr ernst, oder wir beide glaube ich.
Sabrina: Ja voll. Also ich bin auch immer überrascht, wenn Leute sagen, so dass sie das witzig finden, was wir machen, dann denke ich mir immer so: „Hä? Habt ihr eigentlich schon mal richtig zugehört?“ nur weil wir jetzt irgendwelche Worte verwenden, ist ja die ganze Thematik, die dahintersteckt, in den ganzen Text verpackt, nicht irgendwie witzig. Aber ist ja gut, wenn die Positive-Vibes uns gegenüber haben.
Nico: Ja eben. Aber vielleicht auch wenn man so auffallen will, vielleicht also eben durch eben diese auffällige Sprache, durch diese direkt, frontal sage ich mal.
Annika: Und auch durch unseren Namen.
Nico: Der Name eh, ja, aber wie habt ihr selbst gemeint, der ist immer ein Thema eigentlich.
Johanna: Ja, das stimmt. Wo seht ihr euch denn dann mit eurer Musik so in, sagen wir mal fünf Jahren?
Sabrina: Da produzieren wir dann unser nächstes Album und dann, ja, haben wir schon viel Support, wahrscheinlich gespielt für andere Bands, weil wir sind schon ein bisschen connected mit ein paar Bands und so und dann werden wir wahrscheinlich einfach große Bühnen gespielt haben und immer noch spielen. Ja oder, hast du noch Bock Annika, in fünf Jahren?
Annika: Ja doch, eigentlich schon. Ich fänds jetzt schön, wenn es auch nächstes Jahr, es ging ja jetzt, wir haben eigentlich schon so ein Kickstart hingelegt, irgendwie. Wir sind ja erst seit einem Jahr aktiv, so richtig.
Sabrina: Und haben wir jetzt schon den Newcomer*innen-Preis gewonnen.
Annika: Ja, stimmt. Und wir hoffen, dass es nächstes Jahr schon losgeht und vielleicht ein bisschen größere Festivals oder so.
Johanna: Das hört sich nach einem guten Plan an, würde ich sagen. Ja, dann würde ich auch mal sagen, wir hören doch direkt mal in euren zweiten Song rein, den ihr für uns dabei habt. Bevor wir loslegen, haben wir aber eine kleine Triggerwarnung an alle. Falls ihr mit dem Thema sexuelle Gewalt nicht gut umgehen könnt, dann schaltet doch mal kurz ab. Kommt in fünf Minuten gerne wieder. Und in der Zwischenzeit hören wir hier: „Nur mal zur Norma“ von den Arschlöcherinnen.