Interview: Als Frau im Sicherheitsdienst

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Wie ist es, sich als Frau in einem männerdominierten Berufsfeld zu behaupten? Unser Autor Jeremy hat mit Sara Russo gesprochen, die aus ihrem Alltag im Sicherheitsdienst berichtet.
Von Herausforderungen und Vorurteilen bis hin zu überraschenden Einblicken – Saras Erfahrungen sind so facettenreich wie ihr Beruf selbst. Doch wie steht es um die Gleichberechtigung? Und warum liebt sie ihren Job trotzdem?

Jeremy: Sara, wie ist es so, als Frau im Sicherheitsdienst zu arbeiten?

Sara Russo: Zu Beginn war das ziemlich anstrengend, weil man sich als Frau ständig beweisen muss. Im Sicherheitsdienst sind halt überwiegend Männer am Arbeiten, die sehr dominant sind und denken, die sind halt total toll, total stark, nur weil sie beim Sicherheitsdienst sind. Und dann, wenn man da als Frau dazu kommt und seinen Job ganz normal verrichten möchte, wird man halt meist ziemlich unterschätzt, klein gehalten oder man darf spezielle Aufgaben oder Posten nicht beziehen. Also zum Beispiel in Süddeutschland, wo man dort als Sicherheitskraft arbeitet, da darf man zum Beispiel nicht Revier fahren. Da hatte ich mich ein paar Mal beworben, da hieß es dann, Frauen dürfen nicht als Revierfahrer eingesetzt werden, weil man eine Frau ist.

Jeremy: Und ist es überall so schlimm wie in Süddeutschland?

Sara Russo: Ich lebe ja zurzeit im Westen, also in Nordrhein-Westfalen. Hier ist es nicht so schlimm, aber es hat was damit zu tun, dass die Sicherheitskräfte unterbesetzt sind. Und die Chefs, die nehmen halt jeden, der kommt. Also wirklich auch jeden. Es ist denen egal, ob der eine Qualifikation hat, Deutsch kann oder nicht. Mann ist, Frau ist, sonst was ist. Es ist denen egal, Hauptsache die Stelle ist besetzt.

Also ich bin jetzt Werksschutzmitarbeiter. Da gefällt es mir. Dann müssen wir halt Gebäude abschließen, aufschließen, scharf halten und so weiter und so fort. Das kommt immer auf den Objektleiter an. Also wenn wir einen guten Objektleiter haben, dann funktioniert alles top. Aber es ist halt ziemlich infiltriert mit Sexisten oder Rassisten, die halt einen unterschätzen. Die dumme Sprüche machen, die einem Sachen aus der Hand reißen. Wenn man zum Beispiel etwas absperren muss, diese rot-weiß gestreiften Pömpel mit den Gewichten unten. Wenn ich die frage, ich kann die halt mit einer Hand hochheben, für mich ist das nicht schwer. Kommt dann ein Kollege und reißt sie mir aus der Hand und sagt, das ist zu schwer für dich. Dann gibt es erstmal eine lange Diskussion mit der Person und solche banalen, idiotischen Dinge.

Jeremy: Wie viele Frauen arbeiten jetzt bei euch im Sicherheitsdienst? Arbeiten da überhaupt andere Frauen?

Sara Russo:
In meiner aktuellen Firma arbeiten eine Frau und vier Männer. Wenn ich auf Veranstaltungen bin, sind da 150 Mitarbeiter beispielsweise und davon sind drei Frauen. Also man ist immer in Unterzahl, mich stört es nicht. Ich arbeite sowieso viel besser mit Männern zusammen. Weiß ich auch nicht warum. Man ist als Frau, sage ich mal, in Unterzahl. Zurzeit halt eine Frau dort, wo ich jetzt eingesetzt bin, bei meinem alten beim anderen Werkschutz, Posten, war es auch eine Frau. Ich bin meistens immer mit zwei oder drei Frauen, wenn ich irgendwo eingesetzt bin, Maximum.

Jeremy: Wie ist denn die Bezahlung der Frauen im Vergleich zu der Bezahlung der Männer?

Sara Russo: Ich habe mal in einer Firma gearbeitet. Das war eine Privatperson, der auch nebenbei bei der Bundeswehr war. Der hat sich selbstständig gemacht. Das war mein zweiter Chef, den ich hatte. Und er hat unfair bezahlt. Er hat mir circa elf oder zwölf Euro gegeben, die Stunde. Die anderen, die Männer, die haben halt alle irgendwie 13 Euro schon bekommen und ich hatte komischerweise nur 11 Euro oder 12 Euro bekommen. Jetzt bin ich in einer größeren Firma, wo das tariflich gebunden ist. Ich kenne jetzt nicht die Details von der Regelung. In der Firma, wo ich jetzt bin, kriegen alle das Gleiche, außer Objektleiter, die kriegen dann 4,50 Euro mehr. Und stellvertretende Objektleiter kriegen 2,50 Euro mehr. Und das Geschlecht spielt da halt keine Rolle. Also da kriege ich das Gleiche wie ein Mann. Aber es ist überwiegend wirklich noch so, dass Frauen in kleineren Firmen weniger kriegen.

Jeremy: Vielen Dank für das Interview.

Sara Russo: Bitteschön

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