Interview mit ZAVET

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Rapperin ZAVET macht Musik, die unter die Haut geht – persönlich, ehrlich und mit viel Gefühl. Im Interview mit unserem Autor Maxi spricht sie über ihre Kindheit in Sibirien, ihre musikalischen Wurzeln und warum ihre Songs für viele zum Sprachrohr werden. Außerdem verrät sie, was hinter dem für sie persönlich wichtigsten Song "Husky Augen" steckt.

Maxi: Ja, hallo Zavet, zu Beginn des Interviews möchte ich mit einem Zitat einsteigen. Und zwar hat U2-Frontsänger Bono einmal gesagt: "Musik kann die Welt verändern, weil sie die Menschen verändern kann." Deswegen einmal die Frage an dich, wie stehst du denn zu diesem Zitat?

ZAVET: Also krasses Zitat auf jeden Fall, was du da rausgesucht hast.Ich finde es stimmt, weil ich finde, man kann mit Musik ja die Emotionen von anderen auch beeinflussen oder mit dem, was man selber fühlt, auch andere Menschen einfach denen was mitgeben. Und deswegen finde ich, stimmt das Zitat auf jeden Fall.

Maxi: Was versuchst du denn persönlich mit deiner Musik zu erreichen?

ZAVET: Also ich glaube, das beste Kompliment, was ich von den Leuten bekommen kann, ist, wenn die meine Musik hören, dass sie sagen, ey, ich habe mit deiner Musik irgendwie eine Lebensphase verarbeiten können oder du bist für mich so eine Art Sprachrohr. Das, was ich nicht in Worte fassen kann, das kann ich durch deine Musik irgendwie fühlen. Und das freut mich immer sehr, wenn die Leute mir das sagen.

Maxi: Dein Künstlername ist ja ZAVET und heißt ja aus dem Russischen übersetzt sowas wie Testament, Vermächtnis oder Ratschlag. Hast du den Namen dann auch bewusst gewählt?

ZAVET: Tatsächlich war der erste Grund, warum mein Künstlername ZAVET ist, weil mein ganzer Name Elizaveta ist. Das ist ein Name, den mir meine Eltern in Russland gegeben haben. Ich bin in Sibirien geboren und als ich nach Deutschland mit meiner Familie eingereist bin, haben wir den Namen eindeutschen lassen müssen auf Elisabeth.Ich mag den Namen auch, aber ich bin halt einfach eine Elizavtea. Und deswegen habe ich gesagt, okay, mit meiner Kunst werde ich mir so ein Stück weit meine Identität wieder zurückholen. Und daraus ist dann die Abkürzung ZAVET entstanden. Und zeitgleich heißt es auch noch zufälligerweise Ratschlag oder Testament, wie du gesagt hast. Und ich dachte mir, komm, passt irgendwie auch.

Maxi: Jetzt hast du es gerade angesprochen, also deine Familie ist mit dir ja auch, als du noch ein sehr kleines Kind warst, aus Sibirien nach Deutschland. Wie alt warst du damals und was war der Grund, warum ihr Sibirien überhaupt verlassen habt?

ZAVET: Also ich war zwei, ich war sehr klein. Das heißt, viele Erinnerungen habe ich an die Zeit natürlich nicht. Und das war einfach der Wunsch für eine bessere Zukunft, eine Aussicht einfach auf ein besseres Leben. Also ich meine, Sibirien, das ist ja ein Leben unter Extrembedingungen. Minus 50 Grad, wenn du da im Winter nicht dein Holz irgendwie fleißig im Sommer vorbereitet hast, ja, dann geht es ums Überleben. Und ja, da haben sich meine Eltern einfach eine bessere Zukunft für uns vorgestellt. Und deswegen sind wir in Deutschland.

Maxi: Die Musik ist ja auch immer so ein Instrument, um auch so Dinge zu verarbeiten. Deswegen die Frage auch so an dich. Gibt es irgendwas persönlich, was du sagst, mit der Musik kann ich genau das verarbeiten oder vielleicht auch verändern?

ZAVET: Komplett. Also meine Musik ist sehr ehrlich. Ich verarbeite da eigentlich mein ganzes Leben mit ein. Das ist auch eine ganz große Inspiration. Also ich erfinde nichts in meiner Musik. Ich erzähle wirklich echte Sachen. Und natürlich ist auch so mein Immigrationshintergrund eine sehr große Inspirationsquelle. Ich bin mit verschiedenen Kulturen groß geworden. Und das alles fließt in meine Musik auf jeden Fall mit ein, ja.

Maxi: Unser Schwerpunkt der Sendung ist ja das Thema Frieden. Und der ist ja alles andere als selbstverständlich. Und ja, allen voran muss man da natürlich den Krieg zwischen deinem Mutterland Russland und der Ukraine nennen. Und deswegen so die Frage, hast du vielleicht auch schon mal überlegt, auch vielleicht einen Song zu machen, der vielleicht von der Gegenwart handelt und nicht von deiner persönlichen Vergangenheit?

ZAVET: Aktuell nicht. Also natürlich ist mir das bewusst, was um uns herum passiert. Aber meine Musik ist, glaube ich, nicht politisch genug, um da jetzt irgendwie politisch irgendwie zu werden. Ich glaube, ich verarbeite im ersten Moment so meine Vergangenheit, meine Roots, was einfach eine große Inspiration ist. Aber ich trenne das einfach von einer politischen Situation. Meine Musik ist unpolitisch und ja, ich wünsche mir, dass man da auch so ein bisschen Kunst einfach Kunst sein lässt.

Maxi: Dann gehst du ja auch mit deinen Texten deinen eigenen Weg. Du hast ja gesagt, du verbindest damit sehr viel deine eigene Vergangenheit. Deswegen habe ich mir jetzt mal den Song Husky Augen mal genauer angeschaut. Und da beschreibst du ja so ein wenig die kalte, eisige und winterliche Landschaft. Hat dich die Vergangenheit gefühlstechnisch abgekühlt?

ZAVET: Also ich spiele natürlich viel mit dem Element Eis und Kälte, einfach weil ich in Sibirien geboren bin und das so die Kerninspiration ist. Aber ich würde mich jetzt nicht als kalten Menschen beschreiben. Ich würde eher sagen, alles, was man so durchgemacht hat und die Reise, die ich durchgemacht habe, war nicht die einfachste. Die hat aber einen stärker gemacht. Und das ist auch die Message, die ich möchte, dass die Leute mitnehmen. Egal, wo du durch musstest, alles macht dich am Ende des Tages stärker. Und ich glaube Husky Augen ist auch genau so ein Song, der meine Geschichte erzählt, aber genauso sagt, ey, immer weiter, immer weiter.

Maxi: Und welchen Song würdest du dann sagen, hat für dich persönlich die größte Bedeutung? Also gibt es da einen, wo du sagst, es hat mir auch viel bedeutet, genau darüber in meinem Song zu singen?

ZAVET: Mein All-Time-Favorite wird Husky Augen bleiben tatsächlich, weil das auch, das war meine dritte Single. Und es war so der erste Moment, wo ich sibirische Kultur gezeigt habe oder halt auch einfach, ja, deutsch-russische Kultur in einem Musikvideo auch gezeigt habe. Und es war für mich natürlich auch ein emotionaler Schritt, einfach zu zeigen, okay, Leute, das, was ich jahrelang versteckt habe, zeige ich jetzt so. Ich habe einfach ein Stück von meiner Kultur mit nach Deutschland gebracht.

Maxi: Vielleicht zum Abschluss noch so eine Zukunftsfrage. Wenn du zwischen allen Singern und Songwritern aus der Musikbranche auswählen könntest, mit wem würdest du denn gerne unbedingt einmal zusammenarbeiten wollen?

ZAVET: Also auf der Eins stand sehr lange Bausa. Der Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Und ja, wer steht da noch auf der Liste? Also ich denke tatsächlich da auch ein bisschen internationaler. Es gibt eine türkischsprachige Rapperin, Lil Zey heißt die. Die finde ich super, super spannend, auch weil sie eben ihre Kultur viel rein mischt. Aber es gibt auch eine Rapperin namens Juju. Die finde ich auf jeden Fall auch. Ich glaube, das wäre ein Match auf jeden Fall.

Maxi: Aber du selbst würdest beim deutschsprachigen Text bleiben?

ZAVET: Auf jeden Fall. Also ich glaube, für Englisch reicht es nicht.

Maxi: Okay, dann mit diesem sehr lehrreichen Detail zum Schluss würde ich mich bedanken für das schöne Gespräch und wünsche dir natürlich auch im Namen unseres gesamten Hochschulradios noch viel Erfolg auf deiner weiteren Karriere.

ZAVET: Danke dir. Danke für das nice Gespräch und ich habe gehört, wir dürfen jetzt noch meinen Song hören. Und zwar meine neueste Single "Eisblauer Lada" und ich wünsche euch damit ganz, ganz viel Spaß.

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