Wir machen Radio, live im Stream und auf Spotify. Aber Radio kann noch mehr! Unsere Reporterin Salome war auf dem größten Radio-Event Baden-Württembergs: Der SWR1 Hitparade. Sie hat sich angeschaut, wie das Radio die Menschen heute noch erreicht.
Atmo (Musik, Gespräche)
Salome: Ich bin auf der baden-württembergischen Boomer-Party des Jahres: Dem Finale der SWR1 Hitparade. 8.500 Menschen stehen, sitzen und tanzen in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle. Vor ein paar Wochen konnten Hörerinnen und Hörer für ihre Lieblingslieder abstimmen. Seit Montagmorgen spielt der Radiosender alle Songs von Platz 1059 bis 1.
Und ab den Top 10 wird das Radiostudio hier in die Halle verlegt. Die Moderatoren kündigen auf der Bühne nacheinander die Songs an, die dann vom Band gespielt werden. Eine Live- Radiosendung vor Ort quasi. Und nach Platz 1? Da geht die Party erst richtig los. Mit der SWR1-Band, der SWR-Big Band und Gästen.
Atmo (Moderation)
Salome: Das Event kenne ich durch meine Eltern. Beide haben die Hitparade schon in ihrer Kindheit verfolgt. Und das haben sie auch an mich weitergegeben. Wie alle anderen Fans habe ich dieses Jahr für meine fünf Lieblingssongs ganz easy online abgestimmt. Meine Mama hat das früher aber noch ganz oldschool gemacht.
O-Ton: Ich habe dann einfach Postkarten geschrieben, auf die Postkarte meinen Lieblingstitel und das abgeschickt. Und manche haben da sogar 100 Karten geschrieben für einen Song, damit der auch ja gewählt wurde.
Salome: Das funktioniert so heute natürlich nicht mehr. Dafür gibt es ganz andere Probleme, mit denen die Organisatoren zu kämpfen haben. Um mehr darüber herauszufinden, spreche ich Backstage mit dem Projektleiter der Hitparade, Jens Nagler.
Jens: Es gibt ganz viel, ganz viel Interessensgruppen und aber auch einzelne Deserteure, die versuchen einfach die Hitparade zu crashen. Ein Beispiel jetzt in diesem Jahr haben wir, also wir haben eine automatisierte Vorschlagsliste. Und wir haben dieses Jahr alle Fußballhymnen rausgenommen. Da hat sich über Jahre jetzt so n bisschen wirklich aufgeschaukelt, dass es so n Stellvertreterkrieg wird zwischen ganz großen Fangruppen, die einfach die SWR1 Hitparade nur nutzen, um da irgendwie ihren Fußball Hit ganz nach vorne zu voten.
Salome: Naja, am Ende kommt es in dieser besonderen Radiowoche ja nicht nur auf die Song-Platzierungen an. Es finden davor und währenddessen nämlich auch verschiedenste Aktionen statt, zum Beispiel sogenannte ‚HITmach-Duelle‘ zwischen zwei Städten. Davon erzählen mir die Volontärinnen Mona Böhm und Sophia Möhle.
Mona: Also das Prinzip war, dass jeden Tag immer zwei Städte im Sendegebiet gegeneinander angetreten sind und die hatten immer eine Aufgabe passend zu einem Song, der auch in der Hitparade laufen wird.
Sophia: Von zwei Wochen Hitmachduell, würde ich sagen, war mein Highlight in Hüttlingen, das war so verrückt. Da war die Aufgabe, die sollen als Cowboy und Cowgirl vorbeikommen, Pferde zählen doppelt. Das war wirklich ein einziges Cowboy-Dorffest bei uns.
Salome: In den Sieger-Städten wurden dann unter den Teilnehmenden zwei Tickets für das Finale verlost. Hauptsächlich waren die Duelle aber dazu gedacht, die Hörerinnen und Hörer auf die Hitparade aufmerksam zu machen. Vor allem in Zeiten der Streamingdienste ist das fürs Radio natürlich besonders wichtig. In der Kindheit meiner Eltern hatte die Hitparade noch einen ganz anderen Stellenwert.
O-Ton: Früher saß ich immer mit dem Kassettenrekorder da und habe meine Kassette reingetan und dann lief die Hitparade. Und dann habe ich immer meine Lieblingslieder aufgenommen und wenn der Moderator da rein gequatscht hat, da habe ich echt richtig einen Hals gehabt.
Atmo (Moderatoren, Musik)
Salome: Zum Glück ist Musikhören heute so unkompliziert. Zurück in der Halle. Es ist laut, warm und rappelvoll. Wir nähern uns den vorderen Plätzen der Abstimmung. Ganz vorne ist es, wie jedes Jahr, ein Zweikampf um den Titel. Ist es Stairway to Heaven oder doch Bohemian Rapsody? Hier kennt wirklich jeder diese beiden Songs. Als mein Papa allerdings das erste Mal Hitparade gehört hat, erging es ihm ganz anders.
O-Ton: Wir lagen damals im Freibad um ein Kofferradio rum und als dann der Titel Nummer eins kam, Stairway to Heaven, haben wir uns alle angeschaut und gefragt: Was ist denn das?
Salome: Und dieses Jahr?
O-Ton: Die Nummer zwei der SWR1 Baden-Württemberg Hitparade. Wir sagen: Led Zeppelin und ihr sagt: Stairway to Heaven!
Atmo (Song)
Salome: Vor ein, zwei Jahrzehnten war Led Zeppelin noch regelmäßig auf der 1 zu finden. Dieses Jahr geht der erste Platz aber wieder an Queen mit Bohemian Rhapsody. Und das zum siebten Mal in Folge! Mir persönlich ist das aber ganz egal, ich habe sowieso für keinen der beiden Songs abgestimmt. Jetzt geht es hier weiter mit den SWR-Bands, die ihren ersten Song performen. Und damit ist die Hitparade dieses Jahr auch schon wieder vorbei. Und die Karten für nächstes Jahr? Die sind schon wieder ausverkauft. Da sieht man mal, was Radio so alles kann.
Atmo (Musik)