Retro Rabbit: Buchhandlungen in Corona-Zeiten

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Wie geht es den Buchhandlungen in Bayern nach acht Wochen Corona-bedingter Schließung? Autorin Anne beleuchtet die Situation und zeigt, wie Buchhändlerinnen wie Martina Riegert aus Coburg und Elke Reitmayer aus Höchstadt mit den Herausforderungen umgehen. Von fehlenden Touristen über veränderte Kundenströme bis hin zu neuen Herausforderungen durch Online-Shops – die Branche schwankt zwischen Hoffnung und Existenzängsten.

Anne: Wir haben geschlossen. So ein Schild hing in den letzten acht Wochen wohl vor jeder Buchhandlung in Bayern. Schuld daran ist das Coronavirus. Seit wenigen Tagen haben die Buchläden jetzt aber wieder geöffnet. Die Folgen sind schwer, wenn auch noch nicht klar ist wie schwer. Martina Riegert, Inhaberin der Buchhandlung Riemann in Coburg, gibt zu bedenken, dass nicht nur die Umsätze der Coburger Kunden fehlen.

M. Riegert: Was mir dazu noch einfällt sind die Touristen, die komplett fehlen und das macht ja auch einen großen Umsatzanteil gerade im Sommer aus.

Anne: Während des Shutdowns haben die Buchhandlungen nach Alternativen gesucht, um die Bücher trotzdem an den Kunden zu bringen. Eine Möglichkeit: Die Online-Shops der beiden Buchhandlungen und die Lieferung der Bücher bis nach Hause. Viele hätten den Online-Shop sogar erst durch die Krisenzeit entdeckt, so Riegert. Bleibt das längerfristig so, müssten sie eventuell um ihre Existenz bangen. Der Grund: Mit dem Online-Shop verdienen die Buchhändler nicht so viel, wie mit Büchern, die die Kunden im Laden kaufen. Die Bücherstube in der Kleinstadt Höchstadt in der Nähe von Erlangen um Inhaberin Elke Reitmayer leidet ebenfalls unter den Folgen des Coronavirus. Ist der wirtschaftliche Verlust überhaupt wieder einholbar?

E. Reitmayer: Schwer, schwer, man muss mal gucken, was jetzt auch noch durch das Ausfahren und die Lieferung, was das noch bewirkt hat, also das muss man wirklich mal gucken.

Anne: Die Umsätze verschwinden, da die Kunden weniger werden. Das bekommt die Buchhandlung Riemann in Coburg zu spüren. Die Lage in Höchstadt: Das Gegenteil. Seit der Wiedereröffnung nach dem Shutdown sind sogar mehr Kunden in die Bücherstube gekommen, wie Elke Reitmayer beobachtet hat.

E. Reitmayer: Das kann verschiedene Gründe haben. Vielleicht einer, doch dass sie gemerkt haben, was eine Buchhandlung in einem kleinen Ort eigentlich bedeutet, wir haben ein allgemeines Sortiment, also für Kinder, Erwachsene und so ist ja alles vertreten und durch den Lieferservice sind vielleicht auch ein paar darauf gekommen, uii da gibt es ja noch eine Buchhandlung und vielleicht können wir die mal unterstützen.

Anne: Und nicht nur die Anzahl der Kunden hat sich verändert. Da gibt es noch was, wie Martina Riegert berichtet.

M. Riegert: Die meisten Kunden halten sich nicht sehr lange in der Buchhandlung auf. Manche sind natürlich etwas verunsichert, was sie überhaupt tun dürfen, dürfen sie überhaupt ein Buch in die Hand nehmen oder dürfen sie das nicht.

Anne: Bücher anfassen dürfen die Kunden. Damit die Besucher in der Buchhandlung auch wirklich geschützt sind, desinfiziert die Buchhandlung Riemann die Tragehenkel der benutzten Taschen, die die Kunden am Eingang der Buchhandlung bekommen. Und auch in Höchstadt halten sich alle an die vorgegebenen Abstands- und Hygieneregeln. Der Hashtag supportyourlocals hat in den sozialen Netzwerken Wellen geschlagen. Er steht für Zusammenhalt. Martina Riegert von der Buchhandlung Riemann in Coburg.

M. Riegert: Unsere Kunden haben wirklich treu zu uns gestanden und vom ersten Tag an telefonisch oder per Web-Shop bestellt. Da sind wir auch sehr, sehr dankbar.

Anne: Zueinander halten und füreinander da sein: Das ist gerade in einer so schweren Zeit besonders wichtig.

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