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Wann kommt endlich der Impfstoff gegen Corona? Diese Frage stellte sich die Welt im Jahr 2020 – doch die Entwicklung eines Impfstoffs ist ein komplexer Prozess mit vielen Testphasen. In ihrem Erklärstück erläutern Franziska und Stefanie, welche Schritte notwendig sind, warum die Forschung damals schon erste Erfolge verzeichnete und weshalb Geduld eine der wichtigsten Zutaten für eine sichere Impfung war.
Franzi: Wann kommt der Impfstoff gegen Corona? Da gibt es zur Zeit leider nur wage Prognosen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet erst im Frühjahr 2021 mit einem Impfstoff. Andere Experten glauben, dass sogar Ende diesen Jahres gegen COVID-19 geimpft werden kann. Klar ist aber: es dauert noch. Und das hat Gründe: Bis ein Impfstoff zugelassen werden darf, gibt es verschiedene Schritte die durchlaufen werden müssen. Als erstes beginnt die Wirkstoffsuche. Ein Impfstoff wird auf Schädlichkeit und Nebenwirkungen an Tieren versucht. Dieser Schritt ist bei Corona schon abgeschlossen.
Steffi: Nach der Wirkstoffsuche geht es in die Klinische Phase. Diese ist in drei Schritten unterteilt. Aktuell befinden wir uns in Phase 1. Die Verträglichkeit und die Reaktion des Immunsystems auf den Impfstoff wird an kleinen Personengruppen von bis zu 100 Leuten getestet. Entsprechende Studien laufen schon. Zwei wurden gerade abgeschlossen, eine in den USA, eine in China. Das Ergebnis: In beiden Studien haben die Testpersonen tatsächlich nach der versuchten Impfung Antikörper gegen das Corona-Virus entwickelt. Ein erster Schritt zum erfolgreichen Impfstoff. Interessant auch: In beiden Studien wurden ganz verschiedene Impfstofftypen eingesetzt, in China z.B. sein harmloses Adenovirus Typ 5, das mit einem Eiweiß des Coronavirus ausgestattet war, um eine Impfreaktion auszulösen.
Franzi: Nach kleinen Phase 1 Studien folgt Phase 2. An 1000 Probanden wird die Dosis und nochmal die Reaktion untersucht. Diese Studien werden jetzt schon vorbereitet. Dabei sind erstmals auch Risikopatienten mit eingeschlossen. Der letzte Schritt der Klinischen Phase ist es die Wirksamkeit im Vergleich mit anderen Mitteln auf Wechselwirkung zu erforschen. Das geschieht an 10 000 Probanden, die vorwiegend aus der Corona-Risikogruppe kommen. Wenn die Phasen erforscht wurden, beginnt in der Regel das Zulassungsverfahren und danach die Herstellung und Verteilung. Wenn wir bei der Suche nach dem geeigneten Impfstoff gegen COVID-19 in Schritt 2 der Klinischen Phase angelangt sind, kann die Impfung aber schon wegen der besonderen Umstände Zugelassen werden.
Steffi: Bisher gibt es verschiedene Impfstoff-Konzepte, die geprüft werden. Eine davon sind Peptidimpfstoffe. Dazu gibt es bisher die meisten Forschungsansätze. Ein Peptid ist eine Verbindung zwischen Aminosäuren. Bei der Impfung werden drei Peptide gespritzt, die das Virus angreifen, ohne Kreuzreaktionen auszulösen. Das bedeutet unsere körpereigenen Proteine werden dabei verschont.
Franzi: Seriöse Prognosen gehen derzeit davon aus, dass frühestens in einem bis anderthalb Jahren ein Impfstoff da sein kann.
Der Virologe Christian Drosten sieht aber eine Chance, dass Deutschland auch ohne Impfstoff glimpflich durch das Jahr kommen kann und vielleicht ein zweiter Shutdown vermeidbar ist. Das hat Drosten gegenüber dem Spiegel erklärt. Deshalb sollten wir uns alle weiterhin an die Maßnahmen halten und die Pandemie trotz abflachender Kurve nicht auf die leichte Schulter nehmen.