Retro Rabbit: Kommentar - Wiederaufnahme Bundesliga

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Als der Ball wieder rollte, blieb eine Frage: Ist das wirklich ein Sieg für den Sport – oder nur für die TV-Gelder? Autor Erik wirft einen kritischen Blick auf das Bundesliga-Comeback inmitten der Krise und hinterfragt, welche Prioritäten hier wirklich gesetzt wurden.

Dieses Wochenende startet sie also wieder: Die Fußball Bundesliga. Nachdem die Politik der Deutschen Fußballliga DFL und ihren 36 Klubs vergangene Woche grünes Licht gegeben hat, werden in den beiden oberen Ligen nun wieder Fußballspiele ausgetragen, allerdings nur unter hohen Hygieneauflagen und ohne Zuschauer im Stadion. Laut DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, sei es eine Zitat "gute Nachricht für die Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga", doch ist es ein fatales Signal an die Gesellschaft.

Eine Firma wie die DFL GmbH und ihre Mannschaften, die durch Vermarktung von Fußball - eines simplen Sports - im letzten Geschäftsjahr fast 5 Milliarden Euro umgesetzt hatten, standen nach wenigen Wochen ohne Normalität vor dem Kollaps. Sie bettelten nun erfolgreich darum weitermachen zu dürfen, während der restliche organisierte Sport ebenso wie Kinos oder Theater und viele andere weiterhin in die Röhre schauen muss. Das Fußballgeschäft darf weitermachen, während viele andere nicht-systemrelevante, von der Krise gebeutelte Branchen weiter um ihre Existenz bangen müssen.

Aber die Bundesliga muss aus ihrer Sicht zwingend weitermachen, da die TV-Einnahmen in den Bilanzen der Klubs fest eingeplant sind. Ohne Bundesliga kein TV-Geld. Ohne TV-Geld keine Bundesliga. Die Rechnung ist einfach.

Und in dieser Sorge um den Fortbestand der eigenen Existenz und vor allem der zukünftigen Einnahmen steht auch in Krisenzeiten der Mensch und seine Gesundheit nur an zweiter Stelle. Der Bundesliga ist dafür eben jedes Mittel recht, um ihren Laden und ihr Geld zu retten.

Dafür wird auch in Kauf genommen, dass 22 Sportler dicht an dicht in Zweikämpfe gehen, während der Rest der Gesellschaft darum gebeten wird, Abstand voneinander zu halten. Stichwort Vorbildfunktion und Infektionsschutz. Wie gut die Hygienemaßnahmen der Bundesligisten greifen, zeigte Hertha Berlins Salomon Kalou in seinem Facebook-Livevideo direkt aus der Kabine. Handshakes, kaum Abstand und Tester, die sich ohne oder nur mit unzureichender Schutzausrüstung den Spielern nähern. Infektionsschutz geht anders.

Ebenso wird akzeptiert, dass es vor dem Fernseher oder noch schlimmer vor dem Stadioneingang zu Menschenansammlungen kommen könnte. So geschehen in Valencia und Mönchengladbach bei Geisterspielen kurz vor der Unterbrechung der Saison. Ein enormes Infektionsrisiko. Hier appelliert die DFL an die Vernunft jedes Einzelnen. Von Eigenverantwortung gegenüber den Fans fehlt jegliche Spur.

Hauptsache der Rubel ääh der Ball rollt und die Maschinerie bleibt am Leben, vorerst.

Dabei sei ganz klar gesagt:

Man kann die DFL nicht dafür verantwortlich machen, dass sie sich jetzt mit allen Mitteln um ihr Überleben bemüht. Man kann sie allerdings sehr wohl dafür verantwortlich machen, dass sie sich wie der gesamte restliche Profifußball durch sein System der schamlosen Geldgier in diese miserable Lage manövriert hat. Und sie jetzt auch in die Pflicht nehmen!

Denn der Fußball, der früher einmal dem Gemeinwohl diente, ist inzwischen eher gemein als wohl.

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