Retro Rabbit: Kultureinrichtungen während Corona

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Mit Retro Rabbit nehmen wir euch mit auf eine Reise zurück in unsere Archivschätze – die besten Beiträge, Interviews und Highlights aus der Vergangenheit, neu entdeckt für heute!
Während Museen und Kulturvereine in der Corona-Krise mit Herausforderungen kämpfen, eröffneten sich auch neue Chancen. Katrin wirft einen Blick hinter die Kulissen des Germanischen Nationalmuseums, wo die Zwangspause für die Digitalisierung genutzt wurde, und begleitet das Kulturforum Ansbach, das um seine Existenz ringt.

Katrin: Wenn man als Mitarbeiter durch die Hallen des Germanischen Nationalmuseums läuft, begegnet man keinen Besuchern. Das Museum hat aufgrund der Corona-Krise geschlossen. Gearbeitet wird aber trotzdem.

Sonst sind die Räume für Besucher zugänglich – jetzt stehen dort große Fotostationen. In diesen werden die Objekte einzeln überprüft, fotografiert und für die Internetdatenbank vorbereitet. Besonders beteiligt an diesen Arbeiten ist Dr. Dominik von Roth. Er ist Koordinator des Projekts: Aktionsplan Vermittlung. Zusammen mit seinem Team arbeitet er unter anderem an der medialen Vermittlung. Diese soll Interessierten einen Zugang zu den Ausstellungsstücken im Internet ermöglichen.                                                                                                                                 

Roth: Seit längerer Zeit ist geplant, dass unser sogenannter Objektkatalog – das ist die Möglichkeit sämtliche unserer Objekte im Netz zu recherchieren – mal ein neues Gesicht bekommt, aber auch technisch neue Möglichkeiten, was einfach nicht möglich ist, wenn permanent Besucher da sind, auf die wir natürlich auch vor allem unser Augenmerk richten wollen.

Katrin: Bisher ist die Arbeit nur schleppend voran gegangen. In zweier oder dreier Teams sollte die Dauerausstellung aufwändig digitalisiert werden.

Roth: Jetzt, da das Haus geschlossen ist, haben wir quasi personelle Unterstützung durch die ganzen Aufsichten im Museum bekommen. Und auf einmal geht das richtig schnell.

Katrin: Die fremde Arbeitswelt ist für die Helfer ungewohnt. Trotzdem wirkt sich die Zusammenarbeit positiv auf die Stimmung von allen aus.

Roth: Jeden Tag haben wir am Ende des Arbeitstages fast von allen irgendwie positive Rückmeldung bekommen: ,Ach, ist das toll, jetzt arbeiten wir auch mal mit euch zusammen. Jetzt wissen wir, was ihr in der Wissenschaft macht…`Und gerade diese Abwechslung, das ist ne ganz, ganz angenehme Atmosphäre, in der wir jetzt seit zwei, drei Wochen arbeiten. Klingt eigenartig, ist aber super.

Katrin: Das Germanische Nationalmuseum hat so einen Weg gefunden, die Corona-Krise für sich zu nutzen. Doch nicht jeder kann so gelassen mit der Situation umgehen. Kleinere Vereine sind auf die freiwillige Unterstützung und ehrenamtliche Tätigkeiten angewiesen. So zum Beispiel das Kulturforum Ansbach. Der erste Vorsitzende des Vereins Burkhard Baumann weiß, welche Schwierigkeiten die Krise mit sich bringt.

Baumann: Die Probleme sind in erster Linie finanzielle. Weil wir nen Jahresetat haben von um die 80 000 Euro und davon die Hälfte aus öffentlichen Zuschüssen der Stadt Ansbach stammt und die sind erst mal abgesagt.

Katrin: Das könnte verheerende Folgen für das Kulturforum haben. Durch die öffentlichen Zuschüsse konnte bisher die Miete für die Immobilien des Vereins bezahlt werden. Bleiben diese aus, fallen auch die Räumlichkeiten weg – und somit die Basis für alle Veranstaltungen. Bei den Mitgliedern mischt sich Verzweiflung mit Kampfgeist.

Baumann: Wir haben auf jeden Fall Existenzangst. Wir sind alle nur Menschen. Wir haben Menschen, die ängstlicher sind und sich völlig am Boden befinden und gar nicht mehr meinen, sich aufrichten zu können. Und wir haben natürlich Kreativere, die kampferprobt sind im Überleben und die sagen natürlich: ,Wir schaffen das!`

Katrin: Das Kulturforum Ansbach versucht, die Krise so gut es geht zu überstehen. Mit Renovierungsarbeiten überbrückt das Team die Zeit, bis wieder Besucher kommen dürfen. Unter Einhaltung der Hygienevorschriften selbstverständlich. Der Normalbetrieb soll so schnell es geht wieder starten– damit auch dieser Kulturverein so unbeschadet aus der Corona-Krise kommt, wie größere Kultureinrichtungen.

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