Retro Rabbit: Menthol-Zigaretten - Warum ein Verbot?

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Warum wurden Menthol-Zigaretten in der EU verboten? Sophie geht dieser Frage nach und hat mit einem Experten über die gesundheitlichen Risiken, wissenschaftlichen Studien und die politischen Hintergründe des Verbots gesprochen. Im Kollegengespräch mit dem Moderator*innen Marlena und Yannick spricht sie über die Rolle von Menthol bei der Tabaksucht, und wie die Tabakindustrie auf das Verbot reagiert hat.

Yannick: Worin liegt denn eigentlich die Gefahr bei Menthol-Zigaretten?

    Sophie: Darüber habe ich auch mit Prof. Dr. Stefan Andreas gesprochen. Er ist Chefarzt und ärztlicher Leiter an der Lungenfachklinik Immenhausen bei Kassel. Er hat mir erklärt, dass in Tabak-Zigaretten 2000 giftige Substanzen enthalten sind, wie zum Beispiel Arsen oder Blei. Und die haben unangenehme Reize auf die Atemwege. Wer als Nichtraucher zu rauchen anfängt, muss husten. Gerade Jugendliche hält das am Anfang vom Rauchen ab. Doch das Menthol lindert den Husten und dadurch wird er nicht so stark wahrgenommen. So rutschen dann viele Jugendliche in den regelmäßigen Tabakkonsum und in die Sucht ab. Später haben sie es dann schwerer aufzuhören. Denn was man in der Jugend lernt, das behält man. Das trifft leider auch auf das Zigarettenrauchen zu. Das hat mir Prof. Dr. Stefan Andreas berichtet.

    Yannick: Gibt es dazu auch medizinische Gegenmeinungen?

    Sophie: Ja, es gibt einige Studien aus den USA. Allerdings arbeiten da viele Institute mit Tabakunternehmen zusammen, sodass die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten sind. Eine Studie vom ,,Nationalen Krebsforschungszentrum“ im Bundesstaat Maryland aus dem Jahr 2011 hat jedoch ergeben, dass Menthol-Zigaretten- Raucher generell weniger Zigaretten am Tag rauchen. Außerdem, dass Lungenkrebs bei Menthol-Rauchern seltener auftritt und deshalb die Sterblichkeit auch geringer ist. Hier in Deutschland wurde in den letzten Jahren wenig darüber geforscht. Weshalb die amerikanischen Erkenntnisse auch nicht wirklich überprüft wurden.

    Yannick: Wieso hat die EU überhaupt die Notwendigkeit für ein Verbot gesehen?

    Sophie: Laut den Schätzungen der Europäischen Kommission lassen sich jährlich 700 000 Todesfälle in der EU vermeiden, da sie auf den Tabakkonsum zurückführen sind. Dabei beginnt die Mehrheit der Raucher in sehr jungen Jahren: 70 Prozent vor dem 18.  und 94 Prozent vor dem 25. Lebensjahr. Laut einer Sprecherin der Europäischen Kommission, zielt die neue Richtlinie darauf ab, Tabakerzeugnisse mit Geschmack in der EU weniger attraktiv zu machen. Da die Geschmacksaromen besonders jungen Menschen den Einstieg in den Tabakkonsum erleichtern.

    Yannick: Wie kam es überhaupt zu dem Verbot?

    Sophie: Das ganze Verbot fällt unter die sogenannte ,,Richtlinie für Tabakerzeugnisse“ der EU und ist bereits im Jahr 2014 in Kraft getreten. Erst im Mai 2016 ist sie dann auch in den Mitgliedstaaten geltendes Recht geworden. Darunter ist übrigens nicht nur das Menthol-Zigaretten-Verbot gefallen. Sondern auch die Mindestmaße für Warnhinweise. Wie zum Beispiel der ,,Rauchen ist tödlich“- Aufdruck.

    Aber eben auch das sogenannte ,,Verbot von Zigaretten und Drehtabak mit charakteristischen Aromen“. Darunter fallen auch die Menthol-Zigaretten. Um den Rauchern die Chance auf Entwöhnung zu bieten, hat man ihnen eine Frist von vier Jahren eingeräumt. Diese ist zum 20. Mai 2020 ausgelaufen.

    Yannick: Und die Richtlinie wurde sofort so akzeptiert?

    Sophie: Nein, unglücklichen Raucher, die Tabakindustrie, aber auch ganze Länder waren empört. Polen ist mit einer Klage vor den Europäischen Gerichtshof gezogen. Polens Argumente waren unter anderem, dass die Menthol-Zigaretten schon lange auf dem Markt sind und somit eine gewisse Tradition haben. Polens Klage wurde vom Europäischen Gerichtshof abgewiesen.

    Fraglich bleibt für die Zukunft, ob sich die Menschen die Menthol-Zigaretten einfach aus Nicht-EU Ländern holen. In der Schweiz zum Beispiel sind Menthol-Zigaretten weiterhin erlaubt.

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