Mit Retro Rabbit nehmen wir euch mit auf eine Reise zurück in unsere Archivschätze – die besten Beiträge, Interviews und Highlights aus der Vergangenheit, neu entdeckt für heute!
Wie fühlt es sich an, ein 12,5-Tonnen-Monster durch enge Straßen zu manövrieren? Unsere Reporterin Franziska hat es ausprobiert – unter Anleitung eines echten Profis. Im Selbstversuch wird klar: LKW-Fahren ist nichts für schwache Nerven. Wie sie sich geschlagen hat, welche Herausforderungen hinter dem Steuer eines Brummis warten und warum wir alle im Straßenverkehr mehr Rücksicht auf LKW-Fahrer nehmen sollten – das erfahrt ihr in der Reportage von Marlena und Franziska.
Franziska: Wir machen heute den Selbstversuch LKW-Fahren. Ich bin schon echt gespannt, das ist ein ganz schöner Koloss. Also wünscht mir Glück und los geht´s.
Thilo Heinlein: Also, Größe ist zu beachten. Du hast 4 Meter Höhe, 10 Meter Länge und 2,55 Meter Breite. Aktuell, wie der LKW jetzt dasteht, hat er zwölfeinhalb Tonnen, 12,5 Tonnen. Dann würde ich sagen, starten wir, steigen wir ein und dann kriegst du von innen noch ein bisschen Einweisung.
Also prinzipiell lässt sich das Fahrzeug fahren wie ein PKW. Es ist natürlich alles größer und alles anders gestaltet.
Gut, dann Franzi ist was ganz was Wesentliches und ihr werdet die Debatte mitbekommen haben mit toter Winkel und Radfahrern und der Gleichen. Vielleicht hast du ab heute einen anderen Blick, was LKWs betrifft. Ich bin der Meinung, dass natürlich in vielen Fällen, das sind schlimme Unfälle, aber ich bin der Meinung, dass es oftmals auch am Radfahrer liegt. Einfach aus Unverständnis, dass der LKW-Fahrer den Radfahrer teilweise gar nicht sehen kann.
Gut fahren wir!
Zieh hier ruhig raus, die bremsen schon. Orientier dich ein bisschen drüben bei dir. Schauste rechts in den Spiegel mal rein. Okay und jetzt beachte die nicht wirklich, schau mal rechts in den Spiegel, dass du siehst, was habe ich Seitenabstand.
Franziska: Oh je ok.
Thilo Heinlein: Passte locker durch! Ein bisschen zu dir rüber. Schaust links in den Spiegel, dann siehst, wie viel Platz dass die eigentlich haben, wenn sie an dir vorbeifahren.
Franziska: Ja, oh.
Thilo Heinlein: Okay, bleib bei dir. Und zieh ruhig rein. Jetzt schaust du rechts und jetzt kannst du rüber, weil du an den Autos vorbei bist.
Franziska: Ok, ok. Wuhuu, also ich fahre 10 km/h und glaub ich bin übel schnell. Ohoh.
Thilo Heinlein: Wir wollen nach rechts jetzt weiter. Jetzt den rechten Spiegel mal checken, rechten Blinker.
Franziska: Oh wir wollen echt rechts abbiegen? Ok. Man kann sich gar nicht auf alles gleichzeitig konzentrieren.
Thilo Heinlein: Geht am Anfang nicht. Sag ich ja, du musst dich erst mit bisschen artikulieren, dass du zurechtkommst.
Vertrau mir, das „nach vorne“ geht aus dem Augenwinkel raus. Einfach nach dem Spiegel fahren, so kannst du es ausloten, wenn der Bordstein jetzt kommt. Gehst du wieder a weng raus. So funktioniert LKW-Fahren, über den Spiegel.
Franziska: Ach krass. Das ist für dich jetzt auch Stress, oder?
Thilo Heinlein: Ne, gar nicht.
Franziska: Echt nicht?
Thilo Heinlein: Ne ne.
Franziska: Ich habe einfach so richtig Angst, dass ich irgendein Auto mitnehme, weil ich nicht so richtig einschätzen kann, wie breit ich bin.
Thilo Heinlein: Ja, ne. Also hier wirklich noch harmlos.
Franziska: Schön.
Thilo Heinlein: Für den Geübten, sagen wir mal so.
Also Zentimeter sind da wirklich entscheidend. Der zum Beispiel, schau an, wie weit dass er vom Bordstein weg steht. Das wird noch mal enger als gerade eben, ne. Das sind so Sachen, wo mich von den Autofahrern einfach stören, ne. Die wissen ganz genau, dass der Linienbus da entlangfährt, dann sollen sie halt sauber rechts parken.
Der LKW-Fahrer ist eigentlich verpflichtet, wenn er rückwärtsfährt, sich eine Sicherungs-Person einzuteilen, die ihn absichert nach hinten. Die Praxis schaut da blöderweise häufig halt anders aus, weil du einfach oftmals niemanden hast.
Ja, machst es nicht verkehrt, Franzi, muss ich sagen. Also hast ein gutes Trucker-Gefühl.
Franziska: Ich fang dann jetzt gleich an alle Brummies zu grüßen, die wir sehen.
Thilo Heinlein: Kannst dich ja mal im CB-Funk vorstellen.
Franziska: So, ich hab´s jetzt geschafft. Bitte Leute habt Verständnis dafür, weil es ist wirklich überhaupt nicht einfach. Du hast so ein riesen Gefährt und du musst so viel aufpassen, du siehst fast nix. Es hat super viel Spaß gemacht, keine Frage. Ich habe mir sagen lassen, ich habe eine gute Fahrweise entwickelt. Und wenn ihr seht, ein LKW-Fahrer fährt rückwärts, dann steigt auch mal aus und fragt ihn, ob ihr helfen könnt. Der freut sich drüber und das geht wahrscheinlich sogar schneller dann.