Retro Rabbit: Tokio 2021

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Die Verschiebung der Olympischen und Paralympischen Spiele ins Jahr 2021 hat Sportlerinnen und Sportler weltweit vor neue Herausforderungen gestellt. Unser Kollege Victor hat unter anderem mit BMX-Fahrerin Nadja Pries und Goalballer Thomas Steiger gesprochen. Beide teilen ihre Gedanken zur Absage, wie sie die gewonnene Zeit nutzen und welche Hürden sie bewältigen müssen – ob im Training, im Studium oder als Team.

Victor: April 2020. Eigentlich befänden sich Athleten wie die BMX-Fahrerin Nadja Pries aktuell auf der Zielgeraden in der Vorbereitung, doch jetzt verschiebt sich alles. Die 25-Jährige hält die Absage für Olympia diesen Sommer für richtig, und das nicht nur aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr.

N. Pries: Erstens ist es absolut unfair, unter solchen Bedingungen Spiele durchzuführen. Es sind keine Dopingkontrollen möglich, die Trainingsbedingungen sind absolut verschieden. Von dem Aspekt wäre es abstrus, sowas zu machen und auf der anderen Seite, wie gesagt es gibt aktuell einfach wichtigeres auf der Welt und es ist halt doch nur Sport in Anführungsstrichen.

Victor: Rein sportlich gesehen, kommt Naja die Verschiebung der Spiele sogar sehr gelegen. Hinter der BMX-Fahrerin liegt ein Jahr voller Verletzungen.

N. Pries: Ich hab letztes Jahr die DM verpasst, die EM, die WM. Ich hab bei den ganzen Wettkämpfen keine Punkte sammeln können und ich war die ganze Zeit jetzt auf einer Aufholjagd nach meinen Punkten sozusagen und meine Leistungskurve, die steigt gerade halt stetig, deswegen ist es für mich eigentlich fast angenehmer, dass ich noch ein paar Monate Zeit bekomme, mich darauf vorzubereiten.

Victor: Die gebürtige Erlangerin muss nun umplanen und das nicht nur sportlich. Bei ihrem Psychologiestudium verschiebt sich jetzt auch einiges.

N. Pries: Ich hatte natürlich mein ganzes Studium auf 2020 ausgelegt, d.h. ich hab jetzt im vergangenen Wintersemester extrem wenig gemacht, ich hab jetzt das Sommersemester eigentlich quasi mehr oder weniger als Urlaubssemester angepeilt und da musste ich jetzt relativ schnell umdispositionieren.

Victor: Damit sie für Tokio 2021 fit ist, trainiert die 11-malige Deutsche Meisterin aktuell von Zuhause. Wie viele Sportler hat sie sich ein kleines Fitnessstudio in den eigenen vier Wänden eingerichtet.
So auch der Nürnberger Thomas Steiger, der für die deutsche Goalball-Nationalmannschaft bei den Paralympics im August an den Start gegangen wäre. Als amtierende Europameister hätten Thomas und seine Teamkameraden gute Medaillenchancen in Japan gehabt. Mit der Absage verschiebt sich die Zielrichtung um ein Jahr. Die Mannschaft nahm die Entscheidung daher mit gemischten Gefühlen auf.

T. Steiger: Natürlich gabs auch Leute aus der Mannschaft, die das total schade fanden, weil sie sich jetzt auch in den letzten Wochen, Monaten natürlich individuell sehr drauf eingestellt haben und auch dementsprechend trainiert haben und jetzt ich will nicht sagen die Lust verloren haben, aber das auf jeden Fall ein Rückschlag ist.

Victor: Aufgrund der Maßnahmen ruht auch der Ligabetrieb derzeit komplett. Das bedeutet aktuell mangelnde Wettkampfpraxis und dennoch begrüßt auch Thomas das zusätzliche Jahr Training.

T. Steiger: Ich sag mal so, wenn das jetzt stattgefunden hätte im August, September, wären wir natürlich sehr stark aufgestellt. Jeder hat seine individuellen Stärken, aber ich glaub, wenn du noch ein Jahr drauflegst, wo du nochmal extra trainieren kannst, ist das halt nochmal ein krasser Fortschritt. Oder ich sag mal, wir als Mannschaft profitieren halt davon, dass wir jetzt nochmal ein Jahr länger trainieren können.

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