Der Körper im Warenkorb - Im Darknet verdienen sich illegale Banden mit Organhandel eine goldene Nase. Doch wie viel sind Niere, Herz und Co. wert? Unser Redakteur Donavan hat einmal eine Shoppingtour durch unseren Körper gemacht.
Heute hätten wir auch noch Niere im Angebot. Oder soll es lieber ein Herz sein? Ah okay, dann 5 Kilo Leber. Soll ich es einpacken oder nehmen Sie es so mit? Brauchens eine Tüte? Hier bitte! Zahlen bitte dann an der Kasse.
So könnte man es sich vorstellen: den Handel mit menschlichen Organen und Körperteilen. Doch es läuft ganz anders.
Ein paar Klicks im Netz, besser gesagt im Darknet, und man ist stolzer Besitzer von Leber, Nieren und Co. Was erstmal absurd klingt, findet da draußen in der Welt tatsächlich statt. Der Handel mit menschlichen Organen und Geweben ist lukrativ – an vielen Orten aber illegal! Die Weltgesundheitsorganisation, die Vereinten Nationen oder auch der Europarat kämpfen gegen den kommerziellen Organhandel an. In Deutschland wird er mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft. Und dennoch sind vor allem internationale Banden mit ganzem Herzen dabei.
Die Deutsche Welle deckte erst im April 2025 zusammen mit dem Spiegel und dem ZDF ein Netzwerk in Kenia auf. Dort gibt es vermeintlich freiwillige Nierenspenden. Die Recherche findet aber viele Zeichen, die auf Organhandel hinweisen. In der Sendung “Impuls” im SWR erklärt die Kenia-Korrespondentin Naveena Kottoor, warum diese Spenden zweifelhaft sind.
O-Ton: Ausschnitt aus Beitrag “Organhandel-Skandal in Kenia” des SWR; ARD-Korrespondentin in Kenia Naveena Kottoor:
Es gibt aber Hinweise darauf, dass die Spender Geld bekommen haben, dass die Spender nicht über die gesundheitlichen Risiken aufgeklärt wurden, oft auch Dokumente unterschrieben haben in einer Sprache, die sie nicht verstanden haben und dass die Spender später Komplikationen entwickelt haben.
Einige der Nieren kamen auch von Kenia nach Deutschland. Wie die Deutsche Welle berichtet, auch ins mittelfränkische Gunzenhausen. Verantwortlich dafür: ein dubioses Unternehmen namens MedLead. Das verspricht seinen Kunden innerhalb von 30 Tagen neue Nieren - mit zweifelhaften Methoden. Die Empfänger der Organe nehmen das alles meist in Kauf - die Angst vor Krankheit und Leiden ist wohl größer als moralische Bedenken. Aber auch für die Organhändler zählt der Gewinn mehr als Menschenleben.
Doch lohnt sich das Geschäft denn überhaupt? Wie viel sind denn Lunge, Nieren oder auch Haut auf dem Schwarzmarkt wert?
Zunächst ist das gar nicht so eindeutig herauszufinden: Denn Preise schwanken. Und das nicht nur an der Börse, sondern auch im Darknet. Der Preis richtet sich da eben auch nach Angebot und Nachfrage.
Fest steht aber: Organe bringen mächtig viel Kohle. Experten eines großen englischen Pfandhauses haben den Markt über einige Jahre beobachtet. Dabei sind sie auf folgende Preise gestoßen:
In weit entwickelten Ländern wie Deutschland oder den USA kann eine Niere auf dem Schwarzmarkt bis zu 150 Tausend Dollar kosten.
Umgerechnet sind das etwas mehr als 130 Tausend Euro. Die Spender in Kenia haben für ihre Niere im Schnitt übrigens nur 2000 Dollar erhalten. Also fließt der Gewinn vor allem in die Taschen der Händler.
Teile der Leber können sogar bis zu einer halben Million Dollar einbringen. Und eine Leberspende ist sogar vor dem Tod möglich: Denn das Organ kann sich regenerieren, wenn nur ein Teil der Leber entnommen wird. Wer braucht mal eben eine neue Lunge? Die kostet ungefähr 200 Tausend Dollar.
Herzen übrigens gehen für circa 120 Tausend Dollar über den virtuellen Ladentisch.
Ein Gehirn sucht man aber vergebens im Warenkorb. Denn das kann bisher nicht wirklich transplantiert werden.
Wir wissen jetzt also: Organhandel lässt Geldsorgen verschwinden. Ist ja vielleicht auch ein Konzept für uns Studenten. Statt Nudeln mit Pesto, gäbe es dann Kaviar, Rumpsteak und Champagner. Dafür müsste man halt nur auf ein paar überlebenswichtige Organe verzichten. Aber wer könnte das besser verschmerzen als wir Studenten? Schließlich sind wir ja anpassungsfähig.
Also: Das Herz muss raus, die Lunge auch. Die Haut wird pro Quadratzentimeter verkauft. Das Blut wird angezapft, die Knochen werden auch entnommen. Nieren und Augen werden luftdicht eingeschweißt, was tut man nicht alles für Geld.
Der Ausverkauf des Körpers würde uns wohl rund 40 Millionen Dollar bringen. Das schätzen zumindest Finanzexperten. Ausprobiert hat das noch keiner. Denn wozu auch? Die Millionen auf dem Konto könnten dann nämlich nur noch die Erben verprassen. Also nichts mit Kaviar statt Stoffwechsel, aus der Traum vom schnellen Geld.
Aber bevor jetzt alle traurig auf ihr Konto schauen und lustlos die Spaghetti ins kochende Wasser werfen – sei noch eins gesagt. Wir müssen unsere Organe gar nicht verkaufen: Denn das Wertvollste besitzen wir schon jetzt. Und das ist das Leben.