Wie der Kranich zum Friedenssymbol wurde

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Ein kleiner Kranich, gefaltet aus Papier. Der Origami-Kranich ist in Japan ein Symbol für Frieden und Hoffnung. Was das Mädchen Sadako und der Atombombenabwurf auf Hiroshima damit zu tun haben, erfahrt ihr von unserem Reporter Donavan.

Donavan: Der Hals ist weit nach vorne gestreckt. Mit seinen grau-weißen Flügeln erklimmt der Kranich den Himmel. Das Fliegen scheint ihm keine Mühe zu machen. Seelenruhig und majestätisch gleitet er durch die Lüfte. Im Himmel über Asien ist er nur selten zu entdecken. In japanischen Legenden wird er deswegen oft als heiliger Vogel bezeichnet. Denn ein Kranich soll Glück und Liebe bringen. Das erzählen zumindest alte Sagen. Ganz ähnlich ist es bei seinem Zwilling aus Papier. Denn auch ein Origami-Kranich steht für Glück – und  für Frieden.

Ori ist japanisch und bedeutet "falten". Gami heißt “Papier”.Origami ist also die alte Kunst, aus einem einfachen Blatt Papier kleine Kunstwerke zu falten. Tiere zum Beispiel. Origami macht auch das Mädchen Sadako Sasaki. Dank ihr wird der Kranich zum Friedenssymbol. Doch um zu verstehen, wie es dazu kam, müssen wir auf den Anfang ihres Lebens schauen. Da steht nämlich eine Katastrophe.

Denn während in Europa der Zweite Weltkrieg am 8. Mai 1945 zu Ende geht, herrscht in Japan noch immer Krieg. Im August desselben Jahres dann das Inferno: Die Amerikaner werfen eine Atombombe auf Hiroshima.

Sadako ist damals gerade mal zwei Jahre alt. Und sie überlebt die Explosion und das Feuer nur knapp. Zunächst scheint alles gut. Doch die radioaktive Strahlung wirkt langsam. Knapp zehn Jahre später wird Sadako krank. Sie bekommt Leukämie. Von da an ist sie ans Krankenbett gefesselt.

Aber Sadako gibt nicht auf. Eine alte japanische Legende macht ihr Mut: Wer 1000 Papierkraniche faltet, dem erfüllen die zahlreichen japanischen Götter einen Wunsch. Sadako beginnt zu falten. Kranich um Kranich. Und tatsächlich geht es ihr beim Falten für einen Moment besser. Auch ihre Kraft soll zurückgekehrt sein. Das erzählen zumindest heute die Japanerinnen und Japaner. Doch ihren Krebs heilen die Kraniche nicht. 1955 stirbt Sadako mit gerade einmal zwölf Jahren.

Ihre Geschichte aber lebt weiter. Bis heute falten Kinder in Japan Origami-Kraniche – als Erinnerung an Sadako. Und als Zeichen gegen den Krieg, besonders gegen Gewalt an Kindern. Die Kraniche werden dann auf lange Ketten gefädelt und an die vielen Gedenkstätten für Sadako in Japan gehangen.

Ein Zeichen für Frieden und gegen Krieg kann manchmal also auch ganz leise sein. Man braucht dafür nicht viel: Ein bisschen Geduld und ein Blatt Papier.

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