Kommentar: Der schleichende Rechtsextremismus

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Warum wird die AfD trotz zahlreicher Skandale immer stärker? Welche Rolle spielen dabei Social Media und die politische Strategie der etablierten Parteien? Warum die jüngsten Entwicklungen bei der Europawahl ein ernstes Warnsignal sind und was sie über unsere Gesellschaft aussagen. Ein Kommentar von Lars Eberhard.

Es ist ein erschreckendes Video, das am 23. Mai im Internet die Runde macht. Zu sehen sind eine junge Frau und viele Feiernde im Club "Pony" auf Sylt. Ein junger Mann deutet ein Hitlerbärtchen an und macht den Hitlergruß, während alle Anwesenden ausländerfeindliche Parolen skandieren.

Es ist ein bildhaftes Symptom für eine Gesellschaft, in der rechte Ideologien wieder normalisiert werden. Videos, wie solche vom 23. Mai, scheinen eher Wahlwerbung für die AfD als eine Abschreckung zu sein. Die AfD lag bei Prognosen zur Europawahl bei 14 oder 15 Prozent.  Das wurde sogar noch übertroffen und sie gingen als zweitstärkste Kraft in Deutschland aus der Wahl hervor.. Was auch heißt, dass die SS-Aussagen von Krah und die vielen weiteren Skandale um die AfD gekonnt von allen ignoriert werden.

Während man bei den Jüngeren noch sagen kann, dass sie von den sozialen Medien beeinflusst werden, fällt mir für die Mitte des Altersspektrums keine Ausrede ein. Die meiste Zustimmung fand die AfD schließlich bei den 25- bis 60-Jährigen. Sie scheinen vergessen zu haben, was sie im Geschichtsunterricht über die NS-Zeit lernten.

Eine Partei zu wählen, die für die Rechten Europas zu rechts ist, ist nicht zu rechtfertigen. Was bleibt: Die AfD ist zweitstärkste Kraft und es braucht eine Einheit für die Demokratie. Doch die Union weiß nichts Besseres zu tun, als mit dem Finger auf die Ampel zu zeigen. Nach langem Regieren ist die Union  im Bundestag wieder in der Opposition und gibt sich wie ein bockiges Kind. Die Auswirkungen sind fatal.

Zwar kann die große Partei der Mitte so ihre Stimmen bewahren, allerdings verliert die Ampel weiter massiv Wähler, während die AfD konstant wächst. Laut einer Umfrage der tagesschau sind rund eine Millionen Wähler von der Regierungskoalition zur Partei ganz rechts gewandert.

Die AfD gewinnt besonders bei jungen Wählern an Zustimmung. Der Nachwuchs der Partei ist stärker und rechter als je zuvor. Die junge Alternative gilt in fünf Bundesländern bereits als gesichert rechtsextrem und die Stimmung, die die AfD macht, findet große Resonanz unter dem Nachwuchs Deutschlands.

In den letzten Jahren ging der kritische Blick dagegen eher zu anderen Teilen der Gesellschaft, so zum Beispiel zur älteren Generation, bei der ewig Gestrige als AfD-Wähler vermutet wurden. Daher ist der Schock jetzt groß: Denn es sind die Jüngeren und die, die mitten im Leben stehen, um die wir uns Sorgen machen müssen. In Ostdeutschland und in Westdeutschland.

Den größten Zuwachs hat die AfD mit elf Prozent nämlich unter den 16 bis 24-Jährigen. Damit haben mehr von ihnen die AfD gewählt als die über 60-Jährigen. Denn die Partei geht auf Stimmenfang in den Sozialen Netzwerken. Eine Strategie, die gut funktioniert und eine, die den anderen Parteien weit voraus ist. Denn die stecken noch fest in Zeiten von: (Einspielung Angela Merkel) "Das Internet ist für uns alle Neuland".

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