Wählen mit 16

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Wählen im Alter von 16 Jahren. Das ist seit der letzten Europawahl möglich. In Deutschland gibt es dieses Jahr knapp 3,5 Millionen Wahlberechtigte mehr, die das Ergebnis durchaus auch beeinflussen können. Doch haben junge Leute im Alter von 16 Jahren so viel Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein für die Wahl? Unsere Redakteurin Nadine hat ihren kleinen Bruder und ihre Cousine bei deren ersten Wahlerfahrungen begleitet.

Klingeln der Haustür

Nadine: Ein paar Tage vor der Europawahl klingelt es bei mir an der Haustür. Der Postbote hat 4 große weiße Umschläge unter seinem Arm. Er gibt sie mir und ich lese auf den Umschlägen in fett gedruckter Schrift „Wahlbescheinigung“. Da sind sie also! Die Briefwahlunterlagen. Die gab es auch für meinen kleinen Bruder Marius. Er ist 16 und darf bei der Europawahl das erste Mal sein Kreuzchen machen - für ihn ist das eine völlig neue Erfahrung.

Marius: Ja, einfach komisches Gefühl, vor allem mit dem riesigen Zettel jetzt vor mir, ich weiß nicht, welche Partei die richtige ist für mich oder die richtige allgemein, ja einfach komisch.

Nadine: Wem er seine Stimme gibt, muss er jetzt selbständig entscheiden. Während Marius sich die Umschläge und Zettel genau anschaut, reden wir über die Europawahl. Ich bekomme immer mehr das Gefühl: so richtig Interesse für das Thema scheint mein kleiner Bruder nicht zu haben. Ist Wählen mit 16 doch noch zu früh?

Marius: Ja, ist halt ein neues Erlebnis, das erste Mal wählen. Das ist genauso komisch für mich wie für die andern auch. Ich meine mit 16 zum ersten Mal wählen, normal sind ja die 18-jährigen alle, die wählen. Aber wir haben noch nicht so viel Ahnung von der Politik. Mit 18 würde ich mich sicherer fühlen, weil die zwei Jahre würde ich bestimmt noch bisschen mehr Erfahrung sammeln, wie ich jetzt habe.

Nadine: Dennoch hat mein Bruder sein Kreuzchen gemacht und den roten Umschlag bei der Gemeinde eingeworfen. Aber auch meine Cousine Laura darf zum ersten Mal wählen. Wir treffen uns vor dem Wahllokal der Gemeinde Mönchsdeggingen.

Du bist 16 Jahre alt gerade aktuell geworden und darfst heute wählen gehen. Wir sitzen sogar gerade vor dem Wahllokal, bist du ein bisschen nervös?

 Laura: Ja schon, weil es ja auch sehr viel Verantwortung ist, da es ja schon auch um die Zukunft geht.

Nadine: Um verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, gilt bei 16-Jährigen genau dasselbe wie bei erwachsenen: Sie müssen sich informieren, welche Parteien ihre Ansichten am besten vertreten. Das hat Laura im Gegensatz zu meinem Bruder im Vorfeld sehr bewusst getan.  

Laura: Ja also Nachrichten geschaut, Zeitung gelesen und dann haben wir eine Schule Sozialkunde, wo wir auch über die Wahl gesprochen haben und uns auch die Parteien angeschaut haben. Und in der Schule haben wir auch gewählt und da wird es dann immer ein Schulergebnis und dann so im Internet noch ein bisschen nachgelesen.

Nadine: Eigentlich wollen doch immer mehr junge Menschen auch politisch mitmischen und etwas verändern. Vorreiterin war da zum Beispiel Greta Thunberg, sie war zu Beginn der internationalen Klima-Streiks auch erst 16 Jahre alt. Laura findet die Wahl ab 16 daher sehr sinnvoll.

Laura: Ja, weil, wir dann auch was bewirken, weil es auch immer heißt, dass wir die Generation sind, die Veränderungen bewirken können, aber man muss sich damit auseinandersetzen, denn zum Spaß wählen soll man auch nicht.

Nadine: Gemeinsam betreten wir das Wahllokal. Laura wirkt entspannt auf mich. Sie geht selbstbewusst auf die 3 Wahlhelfer zu und nimmt ihren Wahlschein entgegen. Schon ist sie hinter einer der vier Wahlkabinen verschwunden. Keine 30 Sekunden später hat sie schon ihren Wahlschein fertig ausgefüllt.

Laura: Also, alles habe ich mir nicht durchgelesen, weil ich einfach wusste, wo die Parteien stehen und welche ich wählen würde, deshalb konnte ich da ziemlich schnell ein Kreuz setzen.

Nadine: 3,5 Millionen mehr Wahlberechtigte gibt es dieses Mal durch die Herabsetzung des Wahlalters in Deutschland. Ob alle Neuwähler genau so bewusst wählen wie sie selbst - da ist sich Laura eher nicht so sicher.

Laura: Also ich glaub, dass die Gesellschaft da schon bisschen gespalten ist, weil wenn ich zum Beispiel meine Klasse reinschauen wird die Hälfte entweder vielleicht gar nicht wählen gehen oder sich einfach nicht damit befassen und sagen: ja ist mir eigentlich egal; ich geh halt wählen, weil ich wählen kann.

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