Extinction Rebellion

In London wird das Finanzministerium mit Kunstblut bespritzt, in Berlin der Kreisverkehr um die Siegessäule lahmgelegt. „Extinction Rebellion“ (XR) nennt sich die neueste Protestwelle für den Umweltschutz. Angefangen hat es zunächst in Großbritannien und ist mittlerweile gibt es Gruppen in über 70 Ländern. „Fridays for Future“ war gestern. Jetzt ist es Zeit für Extinction Rebellion. Aber was steckt hinter dieser Bewegung? Unsere Kollegin Bianca hat die Gruppe für Euch auf Herz du Nieren geprüft.

Bianca: Extinction Rebellion ist ein Aufstand gegen das Aussterben. Aktive Gruppen der Bewegung sind weltweit vertreten und haben ein gemeinsames Ziel: die Rettung des Klimas und somit die Rettung der Menschheit. Die Gruppen versuchen,Druck auf die Regierung auszuüben, damit die sich mehr ums Klima kümmern. Die Methode der Wahl: gewaltfreier, ziviler Widerstand. Konkret legen sie dabei zum Beispiel den Verkehr in Berlin lahm oder bespritzen das britische Finanzministerium mit Kunstblut.

Das fordern die Rebellen dabei konkret:

1. Die "Wahrheit": Die Regierungen sollen ihrer Meinung nach die Karten offenlegen, sagen, wie schlimm es wirklich um die Menschheit bestellt ist und den Klimanotstand ausrufen.
2. Klimaneutralität bis 2025: das Artensterben soll gestoppt, die Ausbeutung unseres Planeten mit allen Mitteln eingedämmt oder sogar rückgängig gemacht werden. Extinction Rebellion selbst bietet dabei allerdings keinen konkreten Lösungsansatz.
3. Bürgerversammlungen aus zufällig ausgewählten Männern und Frauen: Ein bisschen mehr direkte Demokratie soll im Kampf gegen den Klimawandel helfen. Da diese Zufallsbürger nicht nur bis zur nächsten Wahl denken, sondern das große Ganze im Blick haben sollen.

Wie ist Extinction Rebellion organisiert?

Die Bewegung funktioniert nach einem Franchise – Konzept.

Es gibt 10 Prinzipien und Werte wie z.B.

Wir überwinden hierarchische Machtstrukturen

Wir vermeiden Schuldzuweisungen und Beleidigungen

Wir sind ein gewaltfreies Netzwerk

Jeder, der diese Regeln kennt - und sich zu ihnen bekennt, kann eine eigene Ortsgruppe gründen. Anschließend bekommt dieser lokale Gruppengründer  dann vielerlei Unterlagen wie Handbücher oder Anleitungen. Also im Prinzip Anweisungen von ganz oben, wie in einer Sekte – sagen dazu manche Kritiker. Denn das Material stammt aus dem Dunstkreis der Gründer von Extinction Rebellion.  Einer von ihnen:Roger Hallam, auch er  sehr  umstritten. Der ehemalige Landwirt wird durch Aussagen wie: „Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant“ sogar unter seinen Anhängern kontrovers diskutiert.

Abgesehen davon agieren die einzelnen Ortsgruppen aber völlig autonom. Das zeigt zum Beispiel die Blockade einer Londoner U-Bahn. Dort prügelten die Pendler schlussendlich die Aktivisten vom besetzten Zug herunter. Die Kritik an der Aktion ist, dass es mit den Pendlern die falschen treffe und U-Bahnen sowieso grün sind, die Aktion sei damit sinnlos.

Viele Rebellen waren dagegen, aber einzelne Gruppen haben die Aktion trotzdem im Namen von Extinction Rebellion durchgeführt. Es gibt also gar nicht „Die eine Extinction Rebellion Bewegung

Die lose Struktur macht es zwar einfach, Mitglieder zu werben, führt aber auch zu vielen Widersprüchen innerhalb der Gruppierung.

Extinction Rebellion will so viele Menschen wie möglich auf die Straße bringen, also niemanden ausschließen. Hallam selbst sagte in einem Interview mit „der Zeit“: “Anders als klassische linke Bewegungen schließen wir niemanden aus, auch jemand, der ein bisschen sexistisch oder rassistisch denkt, kann bei uns mitmachen“

Linke sind also genauso willkommen wie Konservative, Liberale oder Rechte... JA, solange alle Mitglieder respektvoll miteinander umgehen und vor allem Ihr sechstes Kernprinzip respektieren: „Verhalten, das Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Islamophobie, Homophobie, Behindertenfeindlichkeit, Klassendiskriminierung, Altersvorurteile und alle anderen Formen der Diskriminierung, einschließlich beleidigender Sprache, aufweist, akzeptieren wir weder persönlich noch online“.

Um zu sehen, dass das mit dem Gedankengut vor allem im Bezug auf Rechte nicht zu vereinbaren ist, muss man keine abgeschlossenes Politikstudium haben. Innerhalb der Organisation ist man sich nur einig, dass man sich nicht einig ist. Ein wenig kompliziert, aber klingt gut. Außer, ja außer dass wir unaufhaltsam auf das Ende der Menschheit zusteuern…

Unser Musik-Mix

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