Event-Special: Interview mit Erik Stenzel

Unser Campusradio hat im April eine unvergessliches Event im Café Prinzregent in Ansbach gefeiert. Mit dabei: der Singer-Songwriter Erik Stenzel. Mit seinen tiefgründigen Liedern über ernsthafte Themen hat er das Publikum zum Nachdenken gebracht. Im Interview mit unserem Moderatoren-Team Johannah und Luca hat er Einblicke in seine musikalische Reise, seine Gedanken zur Gesellschaft und seine Pläne für eine Fahrradtour gegeben, bei der er von Nürnberg nach Greifswald radelt.

Johannah: Wir sind weiterhin in unserem kleinen Studio hier im Café Prinz in Ansbach, und der erste Auftritt mit Erik Stenzel ist vorbei. Jetzt sitzt er schon direkt hier im Backstagebereich für ein Interview, als wäre er hergeflogen.

Luca: Ja, und so schnell kann es gehen.

Erik: So schnell kann es gehen. Vorbei. Vorbei.

Luca: Wie war's? Es sind ja echt noch einige Leute gekommen. Wie war die Stimmung?

Erik: Äh, gut. Also bei mir ist die Stimmung nie gut, weil ich ja quasi Lieder über ernsthafte Themen singe. Aber das ist ganz normal. Aber es war richtig schön. Es gab vor allem viele Momente. Es waren manchmal so zwei, drei Jungs da, die haben bei jedem Song richtig mitgenickt, fast so, als würde ich Metal spielen. Das hat mich irre gefreut.

Luca: Ich glaube, das liegt auch ein bisschen an der Location, vielleicht auch eventuell.

Erik: Ich bin nicht so oft hier, muss ich zugeben. Aber das war richtig schön. Richtig schön.

Johannah: Schön. Was macht dir denn so Spaß oder mehr Spaß? Mehr auf der Straße musizieren, Demos oder Konzerte wie dieses hier?

Erik: Na ja, Konzerte sind schon am geilsten, weil es da einfach einen Fokuspunkt gibt. Die Menschen kommen ja freiwillig. Auf der Straße ist es ja so, dass 95 Prozent damit eher nicht so viel anfangen können oder gerade keine Zeit haben. Das ist dann eher eine Suche nach jemandem, der vielleicht Bock hat, oder auch gleichzeitig eine Konfrontation mit denen, die eben keinen Bock darauf haben. Auf Demos ist es auch cool, aber das ist manchmal wie "preaching to the choir". Die wissen eh schon Bescheid, und ich finde so was schon sehr angenehm. Auch jetzt hier, in einem Radio-Format, wo man einfach mal wer weiß, wer da grad zuhört. Wer hört denn da gerade zu? Können wir mal hallo sagen?

Luca: Das wissen wir auch nicht.

Johannah: Ich glaube, mein Papa, Hallo!

Luca: Du hast ja gerade schon angesprochen, dass deine Stimmung nicht so gut ist, zumindest wenn du bei den Themen bist. Aber wie geht das zusammen mit Konzertspielen? Da will man ja auch, dass die Leute gut drauf sind.

Erik: Ja, das ist die Frage. Ich weiß es nicht, ob das so ist. Also ich persönlich will, glaube ich, eher von Musik ergriffen sein und nicht immer nur Party, Party, Hyper, Hyper. Gute Stimmung ist für mich auch, wenn Menschen auf Konzerten weinen oder wenn ich selbst auf Konzerten weine und merke, dass mich etwas anfasst. Ich ziele nicht darauf ab, dass die Menschen zu mir kommen und einen wunderschönen Abend haben, sondern eher, dass sie über Sachen nachdenken, sich bestärkt fühlen, weil sie selbst auch so denken, oder sich kritisch-philosophisch mit Dingen befassen wollen.

Johannah: Wir haben eben schon ein bisschen auf der Terrasse gequatscht, und du hast viel über die bevorstehenden EU-Wahlen erzählt. Was willst du denn mit deinen Songtexten der Gesellschaft zurückgeben?

Erik: Ich glaube, die Rolle von Künstler*innen in der Gesellschaft ist es, uns ein bisschen freier zu machen. Wir müssen nicht in den ganzen Mechanismen eingesperrt sein und 40 Stunden die Woche arbeiten, sondern können es uns einteilen. Das kann eine Gesellschaft befreien, weil wir andere Sachen aufzeigen. Ich möchte einfach aufzeigen, was in dieser Welt passiert, wohin wir ungern hinschauen. Wir schauen ja gerne weg, obwohl wir Bescheid wissen. Ich versuche, Menschen ein Angebot zu machen: „Hey, schauen wir mal hin.“ Und es gibt viele, die das wichtig finden, aber es dann vergessen oder denen der Mut fehlt. Ich glaube, es ist toll, Menschen Mut zu geben, die aktivistisch etwas machen wollen oder sich engagieren wollen, und auch anderen einen Impuls zu geben. Jede Wahl, sei es die Europawahl oder die Landtagswahlen, ist ein Ausdruck unserer Meinung, unseres Wunsches. Wenn die Menschen sich vorher Gedanken machen, was sie wollen, und ich dazu beitragen kann, dass sie anders wählen, macht das Sinn. Das ist eine Utopie, aber ich mag den Gedanken.

Luca: Ja, aber an der Utopie kann man arbeiten. Was erwartet uns bei deinen weiteren Konzertterminen oder deiner besonderen Tour?

Erik: Ja, liebe Rabbit Radio Leute, euch erwartet eine Fahrradtour! Letztes Jahr habe ich das schon zwei Wochen lang gemacht und möchte in Zukunft immer mehr mit dem Fahrrad zu den Auftrittsorten fahren. Ich habe einen Fahrradanhänger, in dem meine kleine Anlage und Gitarre sind, und versuche, nur noch so gut es geht mit dem Fahrrad zu reisen, irgendwo zu pennen, wo mich jemand in seinem Garten zelten lässt. Es geht darum, dass wir als Gesellschaft oft getrennt und unverbunden wahrgenommen werden, aber die Leute sind total hilfsbereit, wenn man nur fragt. Anfang Juni werde ich nach Greifswald von Nürnberg hochradeln, das sind 700 Kilometer. Dort ist auch ein Klimacamp zu den Europawahlen, und ich hoffe, dort ein Konzert zu spielen.

Luca: Genau, das kann man wahrscheinlich auf deiner Seite sehen, was auf der Strecke liegt, oder?

Erik: Ja, genau, das muss ich noch ein bisschen planen, aber Erfurt, Bamberg, Magdeburg und so.

Johannah: Wie kann man dich unterstützen, wenn du relativ allein mit dem Fahrrad unterwegs bist?

Erik: Ich freue mich über Mit-Radler*innen, Lunchpakete, Massagen, oder jemand, der ein Wohnzimmer- oder Gartenkonzert machen möchte oder eine gute Idee hat. Solche Sachen sind immer schön.

Johannah: Ja, meldet euch bei Erik Stenzel, wenn ihr Interesse habt. Letzte Frage: Bist du heute mit dem Fahrrad gekommen?

Erik: Nein, ich bin mit dem Zug gekommen. Aber ich war vorher in Baden-Württemberg.

Luca: Das wäre ein bisschen weit gewesen.

Johannah: Da hättest du vor einer Woche losfahren müssen.

Erik: Richtig, und ich spiele noch morgen in Oberasbach auf einer Demo und übermorgen in Nürnberg. Wenn ich das alles mit dem Fahrrad machen würde, wäre es schwierig. Ich müsste mein Zelt aufschlagen und würde die Demo morgen verpassen.

Luca: Das wäre ärgerlich. Ja, Erik, vielen Dank, dass du den Abend so schön eingeläutet hast und uns noch ein paar Fragen beantwortet hast.

Johannah: Vielen Dank. Schön, dass du da warst.

Erik: Danke, dass ihr das hier rockt und eure Energie reinfließen lasst. Das ist richtig schön.

Luca: Ja, und nach einer kurzen Pause geht es weiter. Da wartet schon der zweite Act.

Johannah: Genau. Felix und Tarkan stehen auf der Bühne. Das sind unsere beiden, ja, Hochschul…

Luca: Duo-Musiker.

Johannah: Die sind, glaube ich, auf jeder Party da. Also die heizen den Laden richtig ein, wir haben Bock drauf. Erik und Bifi begrüßen die beiden gleich auf der Bühne.

Luca: Bis gleich.

Wie Erik Stenzel sich live anhört, könnt ihr auf Rabbit Radio erleben. Auch die anderen Acts gibt's hier zum Nachhören. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle auch noch mal an unsere Sponsoren:
die Hilterhaus-Stiftung, die Sparkasse Ansbach, die Erwin-Fricke-Stiftung und Mark Fritsch von den Getränkerittern.

Unser Musik-Mix

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