Rage-Minute: Reporter ohne Grenzen

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Am Tag der Pressefreiheit erschien die neue Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen. Die Lage für Medienschaffende hat sich weltweit verschlechtert. Wie steht es um Deutschland? Und was bedeutet das für uns Nachwuchsjournalisten?

Deutschland hat sich wieder unter die Top 10 des Rankings zur Pressefreiheit gekämpft. Letztes Jahr lagen wir noch auf Platz 21. Für mich als Nachwuchsjournalistin ein Grund mein Partyhütchen aufzusetzen und mit meinen Kolleg:innen die Nacht durchzutanzen, oder?

Tja, das könnte man meinen. Auf den ersten Blick sieht die neue Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen für mich ziemlich vielversprechend aus. Europa liegt im Vergleich der Kontinente vorn. Deutschland liegt auf Platz zehn der 180 verglichenen Länder und Territorien. Die Zahl der physischen Angriffe auf Medienschaffende ist hier seit der Pandemie zurückgegangen.

Die Feierlaune ist mir aber schlagartig vergangen, als ich einen Blick auf die globale Pressefreiheit geworfen habe. Im weltweiten Vergleich hat sich die Freiheit und Sicherheit von Medienschaffenden weiter verschlechtert. Laut Reporter ohne Grenzen ist die Anzahl der Länder mit katastrophalen Bedingungen für Journalist:innen auf einem Rekordhoch.

Und ehrlich gesagt: Auch in Deutschland sieht es nicht ganz so gut aus, wie ich zuerst gedacht hatte. Im vergangenen Jahr gab es allein in Deutschland 41 handgreifliche Übergriffe auf Medienschaffende und Redaktionen. Das sind fast dreimal so viele wie noch vor der Corona-Pandemie. Tritte, Schläge, Schmerzensgriffe – so sieht meine Zukunft als Journalistin aus? Mit so einem Berufsrisiko hatte ich eigentlich nicht gerechnet.

Besonders unsicher ist es für Journalist:innen bei politischen Versammlungen. Laut Reporter ohne Grenzen kamen fast die Hälfte der Angriffe aus der verschwörungs-ideologischen und rechtsextremen Szene.

Insgesamt hat sich in Deutschland also nicht wirklich etwas getan. 84 von 100 möglichen Punkten haben wir in diesem Jahr erhalten. Das sind nicht mal zwei Pünktchen mehr als letztes Jahr. Wie konnten wir uns damit um ganze elf Plätze verbessern?

Reporter ohne Grenzen liefert da die unschöne Erklärung: Deutschland ist hauptsächlich deshalb so rasant aufgestiegen, weil sich die Pressefreiheit in den Ländern, die letztes Jahr noch vor uns lagen, deutlich verschlechtert hat. Im Gegensatz zu diesen Staaten ist die Lage bei uns aber immerhin stabil geblieben. Mein Partyhütchen bleibt aber trotzdem lieber im Schrank, hoffentlich für’s nächste Jahr.

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