Therapeutensuche

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In Deutschland leidet etwa ein Drittel aller Menschen unter psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Angststörungen oder Suchtkrankheiten. Eine Psychotherapie kann extrem hilfreich sein, um mit einer solchen Krankheit umzugehen. Allerdings ist die Suche nach einem Therapieplatz nicht so leicht. Unsere Redakteurin Lissy war bereits in dieser Situation und hat sich zusammen mit unserer Redakteurin Lena mit dem Thema Therapeutensuche auseinandergesetzt.

Lena: Insbesondere seit der Covid19 Pandemie kämpfen immer mehr Menschen mit psychischen Krankheiten. Viele kommen irgendwann an den Punkt, an dem sie sich entscheiden, sich professionelle Hilfe zu suchen. Allerdings ist es in Deutschland gar nicht so einfach, einen Therapieplatz zu finden. Lissy, du warst ja schon in Therapie, wie ist es denn bei dir dazu gekommen?

Lissy: Ja, ich habe vor meinem Studium hier ein Auslandsjahr gemacht und das hat mich ja sehr geprägt. Man muss sich nämlich vorstellen, ich war 1 Jahr in einem komplett fremden Land, bei einer fremden Familie und hatte dementsprechend dann auch sehr viel Zeit mich mit mir selbst zu beschäftigen. Und in der Zeit habe ich dann gemerkt, dass ich auch noch ein paar Baustellen[1]  in meinem Leben habe, die ich selbst oder nur durch Gespräche mit Freunden/Familie nicht auflösen kann. Und deswegen habe ich mich dann dazu entschieden, mir professionelle Hilfe zu suchen.

Lena: Wie hast du da dann mit der Suche angefangen oder an wen hast du dich da gewandt?

Lissy: Also ich habe damals eigentlich ganz klassisch erstmal bei meiner Krankenkasse angerufen und mich da erkundigt. Und die haben mir dann die Psychotherapeutenkammer Bayern empfohlen und gemeinsam mit mir dann auf der Webseite potenzielle Therapeuten ausgesucht. Man kann das aber auch ganz einfach selbst erledigen, indem man eben auf diese Webseite von der Kammer geht und dann mithilfe von Filtern, wie jetzt zum Beispiel dem Umkreis, Kostenabrechnung oder auch Art der Therapie quasi einen potenziellen Therapeuten findet.

Lena: Es gibt tatsächlich noch eine Alternative und zwar kann man sich beim ärztlichen Notdienst unter der Hotline 116117 melden. Da wird man dann an einen Therapeuten oder eine Therapeutin in der Nähe weitergeleitet. Allerdings wird die Wartezeit auf einen Therapieplatz dadurch leider nicht kürzer. Wie war das denn bei dir, musstest du lange auf deinen Therapieplatz warten?

Lissy: Ja, ich glaube, wie jetzt jeder schon mal gehört hat, sind diese Wartezeiten echt einfach lange. Also so wie ich das teilweise auch bei Freuden mitbekommen habe, kann sich das halt schon mal über mehrere Monate oder auch bis zu einem ganzen Jahr hinziehen. Also ich rede da jetzt wirklich erstmal von diesem Termin für ein Erstgespräch. Danach gibt es nämlich noch ein paar zeitliche und auch bürokratische Hürden zu überwinden. Ich persönlich habe da aber bisschen mehr Glück gehabt tatsächlich, denn zu dem Zeitpunkt war ich einfach arbeitstechnisch sehr flexibel. Und dann hatte ich zum Beispiel so einen Termin für ein Erstgespräch um 10:40, der halt einfach spontan abgesagt wurde und den ich dann wahrgenommen habe. Also wenn man jetzt normal Berufstätig ist, dann dauert das natürlich sehr sehr viel länger.

Lena: Da bist du dann tatsächlich die Ausnahme. Im Durchschnitt muss man in Deutschland nämlich ungefähr 4 bis 5 Monate auf ein Erstgespräch warten. Und ich habe mal zu den Gründen recherchiert. Zum einen ist seit der Corona Pandemie tatsächlich die Zahl von psychischen Krankheiten einfach massiv hochgegangen. Und es gibt nicht genug Ausbildungs- und Studienplätze im psychologischen Bereich, um diese massive Belastung abzufangen. Aber wenn man dann ein Erstgespräch bekommen hat, wie läuft dann so ein Gespräch dann ab?

Lissy: Ja, also so einErstgespräch hat eigentlich zwei Zwecke zu erfüllen: Einmal, dass man sich erstmal gegenseitig kennenlernt. Klar, Vertrauen ist ja eigentlich in der Therapie, sage ich jetzt Mal, die Grundlage und das Wichtigste: Wenn ich jetzt meinem Therapeuten nicht vertraue oder mich nicht wohlfühle, dann werde ich mich ja auch schlechter öffnen und die Therapie wird jetzt dann wahrscheinlich weniger Nutzen haben. Also, das ist schonmal so der wichtigste Punkt. Und dann hat natürlich das Erstgespräch auch noch einen, ja sage ich jetzt mal, bürokratischen Zweck. Denn der Therapeut schreibt nach diesem Gespräch eine sogenannte Verdachtsdiagnose und die schickt er dann an die Krankenkasse. Die Krankenkasse kann dann letztendlich erst entscheiden, ob sie zu einer Therapie zustimmt oder eben auch nicht.

Lena: Es kommt tatsächlich bei der Krankenkasse auf noch einen Faktor an und zwar übernimmt die Krankenkasse nur zwei Therapieformen, und zwar Verhaltenstherapie und Tiefenpsychotherapie. Andere Therapieformen gibt es zwar auch, aber die muss man als Patient dann meistens selber zahlen. Aber wie lange zahlt die Krankenkasse eine Therapie?

Lissy: Erstmal hat jeder den Anspruch auf maximal 6 sogenannte Sprechstunden. Die heißen so, weil sie rein rechtlich eigentlich noch gar nicht als Therapie angesehen werden, inhaltlich gibts da aber keinen Unterschied zu einer Therapie. Ist man mit denen durch, entscheidet man mit dem Therapeuten gemeinsam, ob dann noch mehr Bedarf besteht. Und dann wird erst die eigentliche Therapie quasi beantragt. Bei einer Kurzzeittherapie kann man dann zweimal 12 Stunden beantragen und bei einer Langzeittherapie kann man dann je nach Therapieform bis zu 300 Stunden bezahlt bekommen. Also das ist schon eine ganze Menge. Meiner Meinung nach variiert natürlich die Dauer auch wie stark man mitarbeitet und wie sehr man auch selbst etwas verändern will.

Lena: Das heißt, das große Problem ist es eigentlich einen Therapeuten zu finden, Aber sobald man dann einen Therapieplatz hat, ist der relativ sicher, oder?

Lissy: Ja genau, also es muss halt ein Therapeut sein, der zu einem passt, aber ab da ist es dann relativ sicher, sofern natürlich auch der Therapeut[2]   eine Behandlung als wichtig empfindet . Ich denke, aber am schwierigsten ist es letztendlich sich selbst zu überwinden und den ersten Schritt zu gehen. Weil manchmal hat man ja auch Freunde, Bekannte oder auch Familie, die jetzt nicht so viel von Therapie halten und man fängt halt dann an, auf einmal zu zweifeln. Aber ich kann wirklich aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass alle, die schonmal in Therapie waren, im Nachhinein so froh darüber waren. Also gebe ich jedem eigentlich nur mit: Nehmt euren Mut zusammen und überwindet euch einfach.

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